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Veganer Wein, eine runde Sache

Tendenziell ist Wein ja vegetarisch, doch vegan ist er meistens nicht.

(efp).- Veganer Wein trägt zu weniger Tierleid bei – klar. Nur: „Wein wird doch aus Trauben gemacht, etwas Veganeres gibt’s doch gar nicht!“ Wer so denkt, verwechselt Wein mit trübem Traubensaft. Wein ist aber das Ergebnis von Kellereitechnik; und die greift seit eh und je auf alle Hilfsmittel zu, um einen gefälligen Geschmack zu erzeugen, solange diese billig und legal sind.

Veganer Wein kontra Schweineschwarte

Gegen aromatische Unsauberkeiten wie Böckser wird Wein beispielsweise mit winzigen Mengen Silber oder Kupfer versetzt, oder gegen Essigstich mit Ionenaustauschern. Vor allem aber wird Wein geschönt, damit er leuchtend, transparent, fehlerfrei und mit mäßigem Gerbstoffgehalt im Glas steht. Genutzt werden dafür oft Dinge, an die der Weintrinker ungern denkt: Knochenkohle, getrocknete Fischblasen, Gelatine aus Schweineschwarten sowie Rinderknochen, -knorpeln und -sehnen, Lysozym und Kasein aus Milch oder Albumin aus Eiern oder Molke. Sie alle müssen nicht sein, es gibt auch andere, kompliziertere (z.B. Kälte und Wärme), nichttierische und vor allem handwerklich ungewohnte Schönungsmittel; denn dass Menschen kein totes Tier in der Produktionskette haben wollen, ist eine neue Erscheinung, der Weinausbau hingegen altes Handwerk.

Fischeiweiß muss nicht deklariert werden

Die Allergie auslösenden Eiweiße Lysozym, Albumin und Casein müssen ab einem Grenzwert von 0,25 mg/l deklariert werden (allerdings nur als kaum verständliches Piktogramm). Dagegen müssen Fischgelatine und Hausenblase (die Fischblase) nicht offengelegt werden.

Ganz konsequent vegan ist der Wein freilich nur, wenn auch das Etikett nicht mit Knochenleim aufgepappt wurde.

Wie sehr veganer Wein im Trend liegt, beweist die Tatsache, dass auch Aldi ihn anbietet, sogar in Bio-Qualität. Eine gute Auswahl von veganen Bioweinen findet man auf folgenden Seiten

Übrigens gibt es viele Winzer, die aus Qualitätsgründen ihren Wein vegan herstellen, ohne dies auszuzeichnen. Ein einheitliches Logo dafür gibt es nicht.

Quellen: bioPress Nr.89; Brockhaus Wein; deutscheweine.de; vebu.de; vegane-inspiration.com; wein.com; weinbilly.de; youwine.desowie die genannten Anbieter.

Foodwatch hat Recht: Kranke tote Tiere sind kein Zufall

(efp).- Foodwatch prangert auch Bio-Lebensmittel an. Da lachen sich die einen offen ins Fäustchen (und kommen sich dabei schlau vor), und die anderen seufzen: „Oh mein Gott!“ (und fühlen sich als die Betrogenen).

Was ist geschehen?

Foodwatch schockierte die Öffentlichkeit

Am 22. September 2016 schockierte foodwatch die Öffentlichkeit mit der Nachricht „Jedes vierte Tierprodukt stammt von einem kranken Tier“. Man kaufe „Milch von Kühen mit entzündeten Eutern und Eier von Hühnern mit Knochenbrüchen“, nicht wenig davon als „bio“ deklariert. Dass es sich dabei um Schätzungen handelt, sagt foodwatch selbst. Für exakte Zahlen sei die Datenlage zu uneinheitlich. Gerade deshalb wird sich nun die Agrarindustrie auf die Meldung stürzen und an den Daten herumkritteln, um von der eigentlichen Wahrheit abzulenken.

3 Lügen am Stück

Ha, Wahrheit, ein hehrer Begriff, und keiner, den ich gerne in den Mund nehme. Aber hier scheint er mir nötig. Unlängst veröffentlichte der Veterinärmediziner und foodwatch-Kampagnenleiter Matthias Wolfschmidt ein Buch mit dem Titel „Das Schweinesystem“. Man ahnt, was damit gemeint ist: Die industrielle Tierhaltung generell. Sie ist gleich dreifach schlecht: Sie quält die Tiere (deren Qual wir uns dann einverleiben; Beispiel Hühner: regelmäßige Gelenkerkrankungen, Brustbeinschäden, Knochenbrüche, Eileiterentzündungen, Wurmbefall, Fußballenveränderungen), sie treibt kleinere Bauern in den Ruin (und sorgt damit für einen Teufelskreis hin zu einer immer herzloseren Tierhaltung) und betrügt den Verbraucher, indem sie vorspiegelt, man habe tatsächlich noch Reste von Gewissen an Bord und würde „Qualität“ produzieren.

Tiere oder Autoreifen? Egal.

Eine Stufe tiefer betrachtet: Solange unser System – trotz Tierschutzgesetz – Tiere als Sachen behandelt und juristisch weitestgehend gleichstellt mit Autoreifen, Laborgeräten oder Kühlschränken, bleibt die Lebensfeindlichkeit systemimmanent. Ein Landwirt produzieren Kartoffeln, Schweine oder Hühner. Für sie ist es kein Unterschied. Was hinten herauskommen muss, ist Gewinn. Ansonsten kann er seinen Betrieb („Hof“ sagt man schon lange nicht mehr) dichtmachen. Aber: Tiere, die halbwegs artgerecht gehalten werden, sind unrentabel. Nachdem auch Bio-Produkte längst in den Schraubstock der Nachfrage-Angebots-Logik eingespannt sind, unterliegen deren Produzenten – mit ein wenig zeitlicher Verzögerung – letztlich den selben Marktmechanismen.

Was also können wir tun?

Dreierlei fällt mir dazu ein:

  • Auf tierische Produkte verzichten. Ja, stimmt: das heißt im Endeffekt: vegan leben.
  • Wenn man aber doch hin und wieder seiner Fleischeslust nicht widerstehen kann, dann sollte man GENAU wissen, woher das tote Tier kommt und wie es vor seiner Schlachtung leben durfte. Bio allein – schade – genügt nicht mehr.
  • Foodwatch unterstützen

Und ganz generell: Alle die Firmen unterstützen, die weltfreundliche Alternativen zum herkömmlichen Massenmarkt anbieten, die kleinen, die regionalen, die sozialen, die gesunden, die fairen. Öffentlichkeitsarbeit ausschließlich für solche Firmen zu machen, ist Ziel und Zweck von ecoFAIRpr.

SOL – Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil

(efp).- Die Spatzen pfeifen es inzwischen von den Dächern: Unser Lebensstil, unsere Entscheidungen, wo und was wir kaufen an Produkten und Dienstleistungen, wird letzten Endes über die Zukunft eines bewohnbaren Planeten Erde entscheiden. Eine wichtige Rolle in diesem Bewusstwerdungs-Prozess spielt die 1979 gegründete österreichische Initiative „SOL – Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil“. Wer sie noch nicht kennt: Der Klick auf ihre Homepage (http://www.nachhaltig.at) lohnt sich allemal für alle, die diesen Weg ein Stück mitgehen wollen.

Jetzt ist das SOL-Magazin Herbst 2015 erschienen – lesenswert wie immer. Herunterladen kann man es sich HIER.

Die Prinzipien von SOL in Kürze:

Solidarität: Alle Menschen auf der Welt haben ein Recht auf ein Leben in Würde und Frieden, auf ausreichende Ernährung und Bildung.
Ökologie: Auch künftige Generationen sollen eine Umwelt vorfinden, die ein Leben in Fülle und Schönheit ermöglicht.
Lebensstil: Deshalb müssen wir die politisch Verantwortlichen zum Umdenken bringen – und zugleich unseren eigenen Lebensstil verändern.

Solidarische und ökologische Lebensstile können lustvoll sein; nachhaltig leben bedeutet mehr Genuss mit kleinerem ökologischen Fußabdruck.

SOL bietet auch den einjährigen Lehrgang „Ich habe genug!“ als Fernkurs an (Kursbeitrag freiwillig nach persönlicher Einschätzung). Ziel ist dabei ein ganzheitliches Verstehen und Empfinden von Zusammenhängen oder, wie sie gerne sagen: „Wissen, das zum Handeln führt.“ Wer zumindest an 7 von 12 Lektionen aktiv teilnimmt, erhält ein Zertifikat von SOL. Den Lehrgang findet Ihr HIER.

Gummibärchen, Killerbärchen

Auf Facebook schrieb Vigor Calma: „Ein Geniestreich unmenschlicher Perversion dürfte wohl sein, Kadaver in ,Weingummis‘ zu verwandeln. Zum Weinen ist das allemal. Erklär mal deinen Kindern, warum Haribo und Co auf jeden Fall keine Tiere froh machen, und dass die lustigen, bunten Süßigkeiten bemaltes, gezuckertes Leid sind …“ Eine gute Idee. Vielleicht sollte man seinen Kindern aber auch sagen, dass es sinnvolle Alternativen gibt. Die wurden zum Beispiel auf utopia.de unter dem Titel „Vegane Bio-Gummibärchen“ gepostet. Ich mag die nämlich auch, lass aber tunlichst meine Finger von den Tierleid-Gummibärchen!

Foto: http://animalplace.org/

Ökomode oder vom Ende der Jesuslatschen

Öko-Textilien liegen im Trend – und können mit konventioneller Mode locker mithalten

Lohas finden, genießen könne man nur auf einen gesunden Planeten. Sie frönen einem „Lifestyle of Health and Sustainability“, einem Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit, verdienen meist ganz ordentlich, haben Spaß am Leben, machen sich im Zweifelsfall selbstständig und achten auch im Harz-IV-Stadium noch auf gutes Aussehen, dann eben vom Flohmarkt.

Ihnen ist der Gang zum Bio-Supermarkt so selbstverständlich wie ihren Eltern einst der Weg zu Rewe. Statt Jesus-Latschen tragen sie Designer-Schuhe und -Klamotten aus fairem Handel. Denn auf eine selbstverständliche Art verbinden sie individuelles Wohlergehen mit der Sorge um den Planeten. Und sie sind Multiplikatoren. Sie tragen ihre Botschaft in die Welt, bloggen, chatten, twittern und vernetzen sich. Szenekenner schätzen, dass Lohas im Vergleich zur generellen Bevölkerung andere Menschen dreimal häufiger beeinflussen.

Ökomode11 (Foto Dreams_and_doors)Ökomode-Markt boomt, konventioneller schwächelt

Weil potenzielle Lohas einer Nielsen-Studie von 2008 zufolge ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen, sind inzwischen auch Öko-Textilien Trend. Auf den Pret-à-Porter- Schauen in Paris gewinnt die entsprechende Sektion „So Ethic“ jährlich an Bedeutung. Dem Textilmarkt ergeht es damit ähnlich wie vor einigen Jahren dem Lebensmittelmarkt. Für konventionelle Textilien interessieren sich die Deutschen immer weniger. 1970 gaben sie noch zehn Prozent ihres Einkommens dafür aus, 2010 waren nur noch rund fünf Prozent. Der Organic Cotton Market Report hingegen schätzt die durchschnittlichen Wachstumsraten für Produkte aus Biobaumwolle auf 116 Prozent pro Jahr. Die Gesamtmenge an Biobaumwolle im Jahr 2012 wurde auf 138.813 Tonnen weltweit geschätzt, etwa 75 Prozent kommen aus Indien.

Nach kbA nun kbT

Das gewachsene Selbstbewusstsein der Branche äußert sich in Markennamen wie „Göttin des Glücks“, „Fairliebt“ oder „Greenality“. „Umasan“ setzt noch eins drauf und bezeichnet sich gar als „erstes veganes High-Fashion-Label“. Am sexy gewordenen Ökobewusstsein können sich die Großen der Branche nicht mehr vorbeimogeln. C&A bietet Öko-Jeans an, die preislich ihre konventionellen Mitbewerber unterbieten. Schwer ist das nicht, denn bei den bis zu 100 Verarbeitungsschritten von Textilien macht das Material nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus. H&M verarbeitete 2008 bereits 3.000 TonnenÖkomode10 (Foto Brainshirt) Öko-Baumwolle, 2013 sollen es 15.000 Tonnen sein, C&A kam 2009 auf 12.000 Tonnen. Kontrolliert wird über die Organisation „Organic Exchange“. Selbst der Cotton-Dinosaurier Levi’s mischt inzwischen am Markt mit. Doch der Trend wirkt nicht nur bei Baumwolle. Für Wolle aus rücksichtsvoller Tierhaltung – statt knallharter australischer Massenschafhaltung – setzt sich der Begriff kbT durch, „kontrolliert biologische Tierhaltung“, analog zu kbA: kontrolliert biologischer Anbau. Große deutsche Öko-Bekleidungsfirmen wie Hess Natur, Living Crafts oder Engel Naturtextilien werben bereits mit dem Begriff.

I love My Planet

Wünschenswert wäre allerdings, dass hinter dem Begriff Öko-Baumwolle auch die sozialen Bedingungen in den Produktionsländern und die umweltgerechte Verarbeitung auf dem Weg vom Rohstoff bis zum fertigen Textilprodukt deutlicher ins Visier geraten. Die Schweizer Öko-Textilfirma Remei (mit Kunden wie Globetrotter, Greenpeace, Mammut, elkline, propheten, Grüne Erde) bringt die neue Perspektive auf den Punkt: „Wer Mode trägt, kann auch Verantwortung tragen“ und: „Nur wer den Menschen achtet, wird dauerhaft erfolgreich sein.“ Nach diesen Prinzipien arbeitet die Firma mit über 8.000 Kleinbauern in Indien und Tansania zusammen. Trendsetter wie der niederländische Modeanbieter Kuyichi wissen darum und werben: „We give full transparency of our sustainable clothing and fair working conditions“, und fügen für die Lohas hinzu: „We never lose sight of our style conscious approach. We create style.“

Ökomode04 (Foto_Götting des Glücks)Etliche deutsche Firmen haben sich auf Öko festgelegt, so die Kölner Armed Angels („Bio ist bei uns kein Trend, sondern Einstellung“), die Berliner Bio Shirt Company („i love my planet entspricht dem kern unserer firmenphilosophie“), die Kornwestheimer Mode-Designerin Daniela Lehle oder der Hamburger Shirtshersteller „Verliebt“. Letzterer lässt seine Bioprodukte in Kenia nähen und garantiert „sichere Arbeitsbedingungen, feste Löhne und natürlich keine Kinderarbeit“. Von jedem verkauften Kleidungsstück wandern 50 Cent in einen Fond für Microkredite. An konsequente Vegetarier richtet sich der britische Beyond Skin. Das Unternehmen bietet konsequenterweise Schuhe ohne Leder zu Preisen an, die sich mit konventioneller Mode messen können, Versand weltweit. Der dänische Kult-Öko-Anbieter Noir verpflichtet sämtliche Lieferanten auf die eigenen Ökoprinzipien. Die Raison d’être der Firma fasst zusammen, was die Branche als werbewirksame Zukunftsziele für sich verbuchen könnte: „sexiness, luxury, fashion and corporate social responsibility can work beautifully together in harmony“.

Ökomode02 (Foto_Götting des Glücks)Neues Leben mit Nueva Vida

Wie segensreich sich der neue Trend auswirkt, zeigt die Nueva Vida Fair Trade Zone. Nach der Zerstörung der Sweatshops-Arbeitsstätten durch den Hurrikan Mitch konnte die Kooperative mit Hilfe einer Non-Profit-Organisation innerhalb weniger Jahre so weit aufgebaut werden, dass dort etwa 40 Arbeiterinnen in Vollzeit beschäftigt sind, keine Arbeiterinnen im herkömmlichen Sinn, sondern „owner-workers“, denn Gebäude und Maschinen sind Eigentum der Mitglieder, die Löhne, Arbeitszeiten und Investitionen gemeinsam entscheiden. Hergestellt werden T-Shirts, Blusen und Babykleidung aus biologisch angebauter Baumwolle mit GOTS-Zertifizierung.

Öko + faire Textilien weltweit

Green Showroom Salonshow - Mercedes-Benz Fashion Week Berlin Autumn/Winter 2015/16Unabhängig von den mehr oder weniger bekannten Firmen können sich Verbraucher an Labels und zu „fairwear“ orientieren. Irreführend ist der Standard „Öko-tex 100“. Mit öko oder fair hat er nichts zu tun, sondern legt lediglich eine gewisse Schadstoffarmut im Textil unterhalb festgelegter, relativ niedriger Höchstwerte fest. Weit empfehlenswerter ist „OEKO-TEX MADE IN GREEN“. Hier werden neben der Unbedenklichkeit auch die Umweltfreundlichkeit und die sozialen Bedingungen der Herstellung geprüft. Ähnlich dem Blauen Engel vergibt die wenig transparente „Euroblume“ der EU ihr „EU Ecolabel“ auf einem relativ niedrigen Niveau: Die ausgezeichneten Produkte müssen weniger schlimme Umweltauswirkungen haben als vergleichbare ungesiegelte Waren. Soziale Kriterien werden überhaupt nicht berücksichtigt.

Dem IVN sei Dank

Sehr hohe Anforderungen auch hinsichtlich der sozialen Kriterien setzt der Naturtextil-Standard des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft. Textilien tragen dann den Hinweis „IVN-zertifiziert“. Den bisher höchsten Standard im Bereich Naturtextilien erreichen Kleidungsstücke mit „IVN-zertifiziert BEST“. Bei der Ausarbeitung des weltweit geltenden Standard GOTS (Global Organic Textile Standard) war der IVN maßgeblich beteiligt. GOTS gibt es in zwei Stufen (label-grades): „organic“ (bio) bzw. „organic – in conversion“. Hier dürfen nur fünf Prozent der Fasern aus konventionellem Anbau stammen oder synthetisch sein. Bei GOTS „made with X% organic“ bzw: „made with X% organic in conversion“ muss wenigstens die angegebene Prozentzahl aus Bio-Anbau stammen. Ausnahmen gelten für Socken, leggings und Sportswear. Dort dürfen bis zu 25 Prozent synthetische Fasern beigemischt werden. GOTS verlangt generell soziale Mindeststandards, die überprüft werden.

Wie kompliziert die Kontrolle von Ökotextilien ist, belegt die Untersuchung der Geschäftspraktiken von Ökotextilfirmen, die Ende 2011 von der Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) in Kooperation mit Südwind Österreich und dem Polish Green Network durchgeführt wurde. So erhielt die Schweizer Remei AG, die für Greenpeace oder den Deutsche Evangelische Kirchentag produziert, beispielsweise eine insgesamt gute Bewertung. Dennoch konnte Remei nicht belegen, dass existenzsichernde Löhne in den Zulieferfabriken entlang der textilen Herstellungs- und

Produktionskette gezahlt werden. Auch „die glaubhafte Überprüfung der Einhaltung sozialer Kriterien“ wurde als „unzureichend“ empfunden.

Fair Wear statt Fair Trade

In den Reigen der Textil-Labels gehört auch ein Prüfzeichen, das mit Ökomode gar nichts zu tun hat: das Zeichen der Fair Wear Foundation. Es prüft nicht die Textilqualität, sondern die Qualität der Arbeitsbedingungen, ist also letztlich ein Sozialstandard. Firmen, die der FWF beitreten, müssen nicht den Zielstandards entsprechen, sondern verpflichten sich, diese anzustreben. Das Siegel darf nur dann ins Endprodukt eingenäht werden, wenn die Standards tatsächlich erfüllt wurden. Ähnlich wie die Fair Wear Foundation arbeitet Social Accountability International mit ihrem Standard SAI 8000.

Der GOTS-Standard

Der GOTS legt weltweit verbindliche Anforderungen für jedes einzelne Glied der textilen Herstellungskette fest. Genetisch manipuliertes Baumwoll-Saatgut, das auf Einsatz von schützenden Chemikalien angewiesen ist, ist verboten. Der Baumwollanbau muss überwiegend unter kontrolliert-biologischen Bedingungen stattfinden. Chemische Entlaubungsmittel sind verboten, so dass zwangsläufig von Hand geerntet werden muss. So wird die Ernte ausschließlich vollreifer Baumwollkapseln möglich und damit auch eine höhere Qualität.

Der GOTS verbietet Kinderarbeit und definiert soziale Mindeststandards mit fairen Arbeitsbedingungen und -löhnen. Bei der Weiterverarbeitung gelangen üblicherweise viele chemische Zusätze ins Gewebe. Der GOTS setzt auf umweltschonende Verfahren mit Hilfe von Hitze, Feuchtigkeit und Druck. Glanz und Flausch wird ebenfalls chemiefrei auf mechanisch-physikalischem Weg erzeugt. Gebleicht wird auf Sauerstoffbasis mit schwermetallfreien Farbstoffen. Zum Schutz der Umwelt ist eine zweistufige Kläranlage vorgeschrieben. Bei der Endfertigung sind PVC, Chrom oder Nickel als allergene und chemisch belastete Bestandteile tabu.

IVN-zertifiziert BEST

Noch einmal übertroffen werden die GOTS-Bedingungen vom Standard „IVN-zertifiziert BEST“. Es ist sozusagen das Ökomode-Premium-Label. Alle Textilien müssen zu 100 % aus zertifizierten ökologischen Materialien hergestellt sein; dieser Anspruch schließt auch Stickgarne oder Bänder ein. Die Liste zugelassener Hilfsmittel und Farben,die bereits bei GOTS erheblich eingeschränkt ist, ist noch einmal strenger. Verboten sind auch optische Aufheller sowie die Glanzbehandlung von Garnen mit Natronlauge, das Mercerisieren.

Biobaumwolle verbraucht weniger Wasser

Ökomode01 (Foto_Götting des Glücks)Für die Produktion von 1 kg konventioneller Baumwolle werden je nach Anbaugebiet zwischen 10.000 und 29.000 Liter Wasser benötigt, bei Bio-Baumwolle sind es „nur“ rund 7.000 Liter. Das hat zwei Gründe:

– Ökologisch bewirtschafteter Boden kann mehr Wasser speichern und braucht deshalb bis zu 25 Prozent weniger Wasser.

– Kontrolliert biologischer Anbau und effiziente Bewässerung gehören zusammen. Statt Flächenbewässerung wird der Boden mit Hilfe von Tröpfchenbewässerung unter der Erdoberfläche mit Wasser gesättigt, so dass nichts verdunstet und der Wasserverbrauch um rund 50 Prozent gesenkt werden kann.

Solide Öko-Fashion-Infos

… im Internet gibt es zum Beispiel unter

http://fair-zieht-an.synagieren.de
www.gruenemode.org
http://www.naturtextil.de

Modebegeisterte finden unter http://ethicalfashionshowberlin.com/aussteller/ 1000 Anregungen, wie Ökofashion aussehen kann.

Lektüre-Tipps

– Martina Hahn/ Frank Herrmann, Fair einkaufen – aber wie? Der Ratgeber für Fairen Handel, für Mode, Geld, Reisen und Genuss, 248 S., 19,90 Euro, Brandes & Apsel Verlag 2010, ISBN 978-3-86099-610-2

– Andreas Schlumberger, 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Welt zu retten. Und wie Sie dabei Geld sparen, 244 S., 14,95 Euro, Westend Verlag 2009, ISBN 978-3-93806-019-3

– Kirsten Brodde, Saubere Sachen. Wie man grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt, 256 Seiten. 16,95 Euro, Heyne Verlag 2009, ISBN 978-3-45328-003-8

Quellen

Die Seiten der genannten Organisationen bzw. Anbieter; alnatura.de; brigitte.de; ci-romero.de; Grüne Erde; gruenemode.com; Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur,Graz; naturtextil.de; sueddeutsche.de; taz.de; VCD

Fotos von oben nach unten:

1. Dreams and Doors
2. Brawinshirt
3.+6.+7. Green Showroom
4.+5.+8.-11. Göttin des Glücks

Wie doof sind wir eigentlich?

Kapselkaffee ist extrem teuer und schadet unserer Mitwelt. Trotzdem (oder deshalb?) wird er immer beliebter.

Was lernen wir daraus, dass Kaffeekapseln einen unglaublichen Boom hinlegen? Ich kenne Menschen, die „im Prinzip“ die Umwelt schützen wollen, aber bei Kapselkaffee machen sie „mal“ ne Ausnahme. Da muss ich mich – und ich bin tendenziell ein sanfter Mensch – wirklich zusammenreißen, um nicht überzukochen. Sorry, wenn ich einer/m von Euch damit zu nahe trete.

Ich gehe aber mal ganz menschenfreundlich davon aus, dass Menschen, die sich so ne Maschine kaufen, einem Kaufimpuls folgen, der sich gut anfühlt. Und wenn sich was gut anfühlt, dann kaufen wir eben. Es ist ja so praktisch für Kaffeefans: Nicht mehr denken, nur noch einlegen, drücken, einschalten, genießen. Oder? Das ist es doch. Dass dieses Verhalten aber auch ziemlich crazy ist, spricht sich inzwischen herum.

Am 21.3.13 meldete die Welt: 2012 wurden 32.000 Tonnen Kaffee in Pads abgefüllt verkauft. Von Januar bis April 2013f kauften rund 500.000 Deutsche eine Kapsel-Maschine. Die werden nämlich relativ billig angeboten, das Hauptgeschäft sind die Kapseln. Kauft jemand besonders günstige Kapseln ein, zahlt er 20 Euro fürs Pfund Kaffee, meistens eher 30 Euro. Und das alles meistens in Aluminium, dessen umweltschädliche, energieaufwändige Produktion die Spatzen vom Dach pfeifen (Alternative: biologisch abbaubare Kapseln bei Rewe). Genaue Kosten hat der WDR kürzlich vorgerechnet: 1 Pfund konventioneller Kaffee: ca. 5 €, 1 Pfund Lidl-Kapselkaffee: 19,14 €, 1 Pfund Kaffee in Nespresso-Kapseln: 37,04 Euro.

Was lernen wir also daraus? Eines auf jeden Fall: Das wir überwiegend nicht vom Gehirn, sondern von der Werbung gesteuert werden. Den Deutschen ist nämlich ihre Mitwelt keineswegs scheißegal. Sie sehen da nur keinen Zusammenhang. Jedenfalls nicht, wenn’s um ihre eigene Bequemlichkeit geht.

Schon gewusst? Teepads, Cappuccinopads und Schokoladenpads sind im Kommen. Es ist zum Kopf-an-die-Wand-stoßen. Gummizelle erwünscht.

Foto: pixabay/jarmoluk

Lassen wir die Metzger sterben?

Für viele Menschen in meiner Umgebung ist es eine gute Nachricht (zugegeben, auch für mich selbst): Der Fleischkonsum sinkt bedrohlich; bedrohlich fürs Fleischerhandwerk, bedrohlich für die Schlachthöfe (was für ein Euphemismus!) und ihre Kopfschlächter, bedrohlich für die Bauern und industriellen Tierproduzenten; nachteilig für die kommunalen Einnahmen. Nicht bedrohlich, sondern vielmehr gut ist der Trend aus zweierlei Gründen:

  • Fleischarme Ernährung ist vermutlich für den Menschen gesund.
  • Fleischlose Ernährung ist mit Sicherheit für die Tiere gesund.

Was sind wir doch für eine seltsame Tierart! Zumindest den Vegetariern und Veganern liegt das Wohl der eigenen Art weniger am Herzen als das Wohl von Rindern, Schweinen, Schafen, Hühnern und Wachteln. Kein Schwein käme auf die Idee, über das Wohl der Ziegen nachzudenken. Wenn wir also böswillig an den Metzgereien vorüber- statt hineingehen, wenn wir schadenfroh durchs Schaufenster die leeren Plätze vor den vollen Wursttheken bewundern, dann sind uns das tägliche Überleben des Metzgers, seiner Familie und Belegschaft, seine Ratenzahlungen für seinen Mercedes, seinen neuen Lieferwagen und seine Villa auf Mallorca ganz einfach Wurst.

pigs (Foto Pixabay_skeeze)Sind wir dann eigentlich noch gute Menschen? Ein moralisches Dilem- ma. Zumindest an der goldigen Metzgersenke- lin sollten wir Anteil nehmen. Sie hat eben das Krabbeln gelernt, wird von der ange- grünten Metzgerstochter noch gestillt, kennt noch nicht den Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderwurst (http://www.stupidedia.org/stupi/Kinderwurst) und ist das reine Entzücken der alten Fleischerin.

Es könnte sich also durchaus die Frage stellen: Sollten wir nicht doch gelegentlich Fleisch oder Wurst kaufen, damit die Metzgerfamilien ein Auskommen haben? Darüber könnte man nachdenken, wenn ein Ruck durchs Land ginge und wir plötzlich alle keine Fleischprodukte mehr kauften. Aber so ist es ja nicht. Wir schleichen das Fleisch sozusagen aus. Es gibt also ein natürliches Fleischersterben, das ohnehin mehr durch einen lernunwilligen Nachwuchs (jede vierte Lehrstelle bleibt unbesetzt) als durch den kaufunwilligen Verbraucher vorangetrieben wird. In Würzburg gibt es nach wie vor unbegreifliche Warteschlangen vor dem Bratwurststand am unteren Markt. Außerdem: Was ist denn „Wurst kaufen den Metzgern zuliebe“ für ein Argument? Sollten wir nur deswegen Waffen kaufen, damit die Waffenfabrikanten überleben?

Anmerkung zum Schluss: Würden die Deutschen die Fleischer Fleischhauer nennen, so wie die Österreicher, würden wir vermutlich noch weniger Fleisch kaufen. Für mich jedenfalls vermitteln diese drei Begriffe eine sich steigernde Brutalität: Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

Fotos:
Fleischwolf: pixabay/PublicDomainPictures
Muttersau: Pixabay/skeeze

Gefährliche Kräutertees durch Pyrrolizidinalkaloide?

Auch beim Tee die Kirche im Dorf lassen

Als ich damit begann, meine eigenen Kräutertees herzustellen, gehörte Huflattich zu meinen ersten Bekannten. Denn das seltsame Anti-Husten-Kraut blüht im Frühjahr, bevor es Blätter treibt und ist deshalb mit keinem anderen zu verwechseln. In den letzten Jahren verunsichern aber immer wieder Hinweise auf die darin enthaltenen, giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA). Schon mal vorweg: Ich werden Hoflattichtee trotzdem trinken. Und dafür gibt es gute Gründe.

Huflattich (Wikipedia_Merops)Eine besondere Rolle in der PA-Verunsicherung spielte das für die Lebensmittelsicherheit zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung. Als es im März 2014 seine 30-seitige Bewertung von Kräutertees und Tees publizierte, warf es einen mächtigen Stein in den Teich der Kräuterteehersteller. Denn PA sind möglicherweise krebserregend, leber- und lungenschädlich, können Embyos schädigen und unsere Gene verändern. Die PA, von denen es über 500 verschiedene (und unterschiedlich gefährliche) Varianten in über 5.000 Pflanzenarten gibt, sind quasi allgegenwärtig: in Honig, in Salaten, in Gemüsen, in Tees, in Kräuterpräparaten, in Getreideerzeugnissen und in den Lebensmitteln, die von Pflanzenfressern gewonnen werden: Milchprodukten. Der Grund für die Allgegenwart der PA: Sie sind die Universalwaffe der Pflanzen, um sich gegen übermäßigem Schädlingsfraß zu wehren.

Mit anderen Worten: Menschen nehmen PA zu sich, seit sie sich von Pflanzen ernähren, also: schon immer. Das eigentlich Problem mit den Pflanzenabwehrmitteln sind nicht diese selbst, sondern unser Umgang mit Pflanzen; genauer gesagt: unser eventuell manischer Umgang mit Pflanzen. Wer nämlich meint, er müsse wochenlang nur noch Huflattichtee trinken, und zwar täglich etliche Tassen, der wird sich irgendwann möglicherweise vergiften. Trinkt er aber mal ein, zwei Wochen Huflattichtee gegen seinen Husten, sonst aber gar nicht; trinkt er ansonsten Mischkräutertees, Schwarztee, Grüntee, Kaffee, Getreidekaffee usw., dann sinkt das Risiko, den bösen PA zum Opfer zu fallen, gegen Null. Mit anderen Worten: Verhält sich der Teetrinker wie ein ganz normaler Mensch, passiert ihm nix. Und noch weniger als nix, wenn er gelegentlich seine Teemarke wechselt.

Es gibt also zu PA eigentlich nichts Besonderes zu vermelden, außer dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wenn uns mal wieder erzählt wird, wie gefährlich sie seien. Rein theoretisch sind sie‘s ja. Das muss man gar nicht abstreiten. Rein praktisch aber eben nicht. Und einen gesetzlich Grenzwert, wie viel PA in 100 Gramm Tee enthalten sein dürfen, gibt es übrigens auch nicht.

Hier findest Du ausführliche Angaben des Bundesinstitut für Risikobewertung zum  Thema Pyrrolizidinalkaloide.

Foto: pixabay/Lebensmittelfotos