Kein Leben ohne Boden

Der Mutterboden ist weltweit gefährdet – dabei ist er die Grundlage unserer Ernährung

BioFach 2015 in Nürnberg – Interview mit Michael Wilde, Leiter der Nachhaltigkeits- und Kommunikationsabteilung von EOSTA, einem Betrieb, der u.a. den deutschen Markt seit 25 Jahren mit frischem Bio-Obst und -Gemüse beliefert.

Jede Minute verlieren wir 30 Fußballfelder an fruchtbarem Boden


Ich habe gehört, dass ihr eine Initiative zur
Bodenqualität macht?

Ja, die Kampagne heißt auf Englisch: Save our Soils, auf Deutsch: Rettet unsere Böden. Die Kampagne führen wir jetzt seit 3 Jahren durch. Die FAO (Food & Agriculture Organization) der Vereinten Nationen möchte gerne, dass mehr Leuten bewusst wird, wie wichtig Böden sind und dass es den Böden eigentlich sehr schlecht geht. Und deshalb hat man uns gefragt, gemeinsam eine Kampagne aufzusetzen. Das ist die Save-our-Soils-Kampagne. 2015 ist das Internationale Jahr des Bodens und es ist sehr, sehr wichtig, gerade jetzt über Böden zu sprechen. Die Kampagne ist eigentlich sehr einfach angelegt. Es gibt 3 Stufen:

1. Wir sagen: The soil is the limit – es gibt ein Problem mit Böden: Wir verlieren 30 Fußballfelder jede Minute an fruchtbaren Böden.

2. Organic oder bio is the soilution, also die Lösung für das große Problem.

3. Auch sehr wichtig, um so viele Leute wie möglich in die Kampagne einzubeziehen: Become a soilmate – werde ein Freund der Böden, spreche darüber, denke darüber nach.

Ich vermute mal, das Ganze ist recht komplex. Und ich glaube, es wäre gut, wenn Sie uns einfach die Website nennen, wo man sich genauer darüber informieren kann.

Das ist eine gute Idee! Das ist www.rettetunsereböden.de bzw. www.saveoursoils.com.

Das gibt einem Energie!


Jetzt noch mal zu Ihrem Background: Vielleicht mögen Sie einmal zwei Sätze zu sich sagen: Woher kommen Sie? Und dann haben Sie sicherlich auch ein Umfeld, über das sich Spannendes erzählen lässt.

Ich komme aus Holland und mein Umfeld … ich will es mal so sagen: Mein Bruder ist als Kinderchirurg oft in Afrika und in der ganzen Welt unterwegs, um Kinder fit zu machen. Und ich fand es immer schön, dass jemand seine Arbeit damit kombinieren kann, etwas Schönes zu tun für die Welt und die Mitmenschen. Ich bin schon sehr lange im Bereich Obst und Gemüse tätig und habe mir überlegt: Wie kann ich da einen Job finden, in dem ich auch etwas für unsere Mitmenschen und diesen wunderbaren Planeten tue? Und dann bin ich glücklicherweise zu diesem Betrieb gekommen, zu Eosta, „where ecology meets economy“, also wo Kommerz und Ökologie sehr gut zusammengehen. Und jetzt bin ich sehr glücklich, dass ich hier zuständig bin für die Abteilung Nachhaltigkeit und Kommunikation, so dass ich alle die wunderbaren Dinge, die mit unseren Bioerzeugern auf der ganzen Welt passieren, kommunizieren darf. Und was für schöne Storys die haben! Diese Storys zu erzählen, das ist so wichtig. Und ich bin sicher, wenn mehr und mehr Leute diese Storys hören und wenn man eine Idee davon bekommt, dass man jedes Mal, wenn man ein Geschäft eingeht, eine Wahl trifft für die Welt, die man haben möchte – ja, das ist wahnsinnig wichtig. Das ist für mich das Größte, das gibt mir Energie.

Wow, ich merke, es sprudelt richtig aus Ihnen heraus. Vielleicht möchten Sie noch mal etwas zu Eosta sagen? Wie groß ihr seid, was man an Kennzahlen nennen kann, um Menschen, die das Unternehmen nicht sofort zuordnen können, eine Vorstellung zu geben …

Wir sind ein Marktführer in Europa im Bereich frisches Bio-Obst und -Gemüse. Wir haben eine sehr breite Palette von Produkten, also nicht nur Äpfel und Birnen und Kürbisse, sondern auch exotische Produkte wie Vanille oder Zitronengras oder Tamarinde, und wir haben ungefähr 80 Mitarbeiter. Wir sind im Vergleich mit anderen Obst- und Gemüsefirmen eigentlich nicht so groß, aber im Bio-Bereich sind wir schon eine der größten.

Die Welt können wir nur zusammen besser machen


Können Sie sich vorstellen, Ihr Unternehmen auch ohne weiteres Wachstum zu betreiben, oder ist das unmöglich?

Also ich finde es sehr gut, wenn wir wachsen. Weil Wachstum heißt, dass mehr und mehr Leute Bio essen, und ich finde, das ist nur gut für unsere Umwelt und für alle eigentlich: für das Wasser, für die Böden, über die wir gerade gesprochen haben, für die Biodiversität. Also ich bin sehr glücklich, wenn wir wachsen, weil das heißt, dass der ganze Biosektor wächst. Wenn es um Konkurrenz oder Wettbewerb geht: Für uns ist das schön, weil die Torte immer größer wird, und wir freuen uns auch, wenn unsere Wettbewerber wachsen. Wir haben alle, denke ich, das gleiche Ziel, nämlich mehr Leute für Bio zu gewinnen, und das ist nur positiv. Es ist ganz anders als im Nicht-Bio-Bereich, wo man sich wirklich bekämpft; hier sind wir nicht die dicksten Freunde, aber wir haben doch das gemeinsame Ziel vor Augen.

Inwiefern arbeitet ihr mit anderen Unternehmen zusammen?

Na zum Beispiel jetzt bei dieser Save-our-Soils-Kampagne, über die wir gerade gesprochen haben. Das ist ein superschönes Beispiel, wo wir mit anderen Unternehmen und Organisationen wie Alnatura oder Lebensbaum zusammenarbeiten, aber auch mit Bioland oder Naturland oder Demeter. Das Schöne ist, wenn man etwas findet, was uns alle verbindet, dann gibt es Energie, dann wird daraus wirklich die 1 plus 1 gibt 3- Geschichte. Das ist es auch, was der Bio-Konsument erwartet: Wenn wir die Welt besser machen, dann müssen wir das zusammen machen. Es geht nicht nur um ein Einzelunternehmen. Wir müssen das gemeinsam als Freunde mit allen zusammen tun. Das ist so wichtig, dass wir diese Zusammenarbeit suchen. Wenn wir ein Auto verkaufen, arbeiten wir nur mit unseren Kunden und mit unseren Herstellern. Dazu brauchen wir keine IFOAM (Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen), Demeter oder eine andere Organisation. Wenn es um eine Boden-Kampagne geht oder unsere frühere Kampagne „Bienen lieben Bio“, dann ist es wichtig, die Zusammenarbeit zu suchen.

Boden-Kampagne – Deutsche noch zurückhaltend


Was tun Sie innerhalb Ihres Unternehmens, um die Mitwelt zu schützen?

Wir sind ja mit Biolandwirtschaft beschäftigt, das hilft der Mitwelt, denke ich. Wenn wir auf unseren eigenen Betrieb schauen, kann man sagen: Wir haben sehr viele elektrische Autos, ich selbst fahre auch eines. Wir versuchen, mit der Energie selbstverständlich so sparsam wie möglich umzugehen, und wir investieren auch in die Leute, die bei uns arbeiten. Wir investieren, dass unsere Leute die Idee dahinter verstehen. Es gibt bei uns nicht nur Schulungen zu Excel oder Word, sondern auch Schulungen mit Leuten, die bei uns über andere Aspekte der Nachhaltigkeit sprechen: etwa Mitarbeiter von Banken oder vom World Wildlife Fund. Wir haben fast jede Woche einen Referenten im Hause, und dann gibt es immer ein Lunchmeeting: Während wir essen, erzählt jemand über solche speziellen Themen, das ist sehr interessant und sehr schön.

Engagieren Sie sich auch in den sozialen Medien, zum Beispiel auf Facebook oder Twitter?

Ja, wir sehen in Facebook ein unglaublich wichtiges Medium, um zu kommunizieren. Allerdings ist es in Deutschland etwas schwieriger als in anderen Ländern. Wir sehen, dass der deutsche Facebook-Konsument etwas zurückhaltender ist, wenn es um Firmen geht. Facebook-Follower zu sein, das ist etwas sehr Persönliches, aber wir versuchen da mehr und mehr zu machen. Social Media sind sehr wichtig. Und jetzt bei dieser Save-our-Soils-Kampagne zum Beispiel arbeiten wir mit einem Rapper aus Südafrika zusammen, der einen wunderschönen Rap gemacht hat über „Save our Soils“. Dazu haben wir ein supercooles Video gedreht (http://www.eosta.com/de/content/der-save-our-soils-song) und wir hoffen selbstverständlich, dass das durch Facebook, Twitter und Youtube online geht und dass viele Leute, die noch nie über Böden nachgedacht haben, diesen Film cool finden und dann denken: Okay, was ist das: Save our Soils? – Vielleicht muss ich mir darüber mal Gedanken machen. Insofern ist das ein gutes Beispiel, wie Social Media für uns hoffentlich wahnsinnig gut wirken wird.

Ihr habt auch eigene Facebook-Seiten?

Ja, für Eosta und auch für Save our Soils und Nature & More.

So gewinnen wir Likes auf Facebook


Was tut ihr, um möglichst viele Likes für die Facebook-Seiten zu bekommen?

Das ist verschieden. Man muss immer überraschend bleiben und man darf vor allem nicht nur über sich selbst sprechen. Aber das Schöne ist: Wir arbeiten mit diesen tollen Erzeugern zusammen und wir können über unsere Erzeuger berichten. Wir arbeiten mit einer Top-Küchenchefin, die schöne Rezepte für uns macht. Wir stellen Fotos her von Produkten, die man eigentlich nicht kennt, und fragen die Leute: Wisst ihr, was das ist? Was kann man damit tun? Und so kriegen wir schon einige Reaktionen. Und wir sehen jetzt vor allem auf der Save-our-Soils-Facebook-Page, dass das sehr schnell geht. Weil sich die Leute mit dem Jahr des Bodens doch beschäftigen und fragen, was da los ist. Und wir sind eine der wenigen Facebook-Seiten, auf denen es um die Böden geht – also, das hilft auch.

Noch eine Frage: Social Media ist ja gegenüber herkömmlicher Werbung und PR doch etwas anderes, man gibt ja die Kontrolle ab. Wie geht ihr damit um?

Naja, für uns ist Transparenz sowieso das Allerwichtigste. Viele unserer Produkte tragen vom Erzeuger eine Marke mit einem Code, mit dessen Hilfe man alles über den Erzeuger herausfinden kann. Die Welt ist heutzutage so transparent, damit kann man pro-aktiv umgehen – oder man kann Angst davor haben. Wir haben uns dafür entschieden, pro-aktiv damit umzugehen, weil wir schöne Storys haben und schöne Erzeugnisse. Nicht alles ist perfekt, aber das ist kein Problem, weil der Konsument auch nicht erwartet, dass alles perfekt ist. Ich bin mit diesen offenen Medien sehr, sehr glücklich und jede positive oder negative Reaktion ist gut, weil man auf diese Weise mit dem Endkonsumenten ins Gespräch kommt. Und für einen Betrieb wie den unsrigen ist es wichtig, zu hören und zu wissen, was sich da abspielt.

Herr Wilde, besten Dank für das Gespräch!

Die Transkription erfolgte durch
D
r. Ursula Ruppert, Deutsches Lektorenro Würzburg  –  http://deutscheslektorenbuero.de

Das Interview wurde geführt von
A
ndreas Sallam, greennet project UG / Freie Kommunikation und nachhaltiger Lebensstil e.V. (frekonale e.V.)
https://greennetproject.org/de

Unsere Chance nutzen

(efp).- Mich selbst belügen ist meine Sache nicht. Die Welt ist selbst bei Sonnenschein und bester Stimmung alles andere als lustig. Die Kräfte, die immer mehr Autos aus dem Boden stampfen, Äcker zubetonieren, Menschen die Aussicht auf eine lebbare Zukunft verbauen oder entziehen, Natur zerstören, an Krankheiten verdienen etc., werden immer mächtiger. Die Global Player spielen unbekümmert mit den Einsätzen von Menschenleben und Naturschätzen.

Wir könnten also die Flinte ins Korn werfen, depressiv werden oder selbst mitmachen. Wir können aber auch hoffen und jede Chance nutzen, die sich uns bietet: respektvoll mit Andersdenkenden umgehen, uns miteinander verbinden, unser Verhalten ändern, Mitgefühl üben, Kinder zu Freunden der Erde erziehen, eigene Unternehmen mitweltfreundlich gestalten und führen, unser Geld sinnvoll einsetzen. Es gibt viele Möglichkeiten. Am wichtigsten aber erscheint mir, die Augen nicht von der Gefahr abzuwenden, auch wenn die Versuchung noch so groß ist. Eine Messlatte für unseren Wirklichkeitssinn ist der Film „The Lie We Live“ (Englisch mit deutschen Untertiteln). Und ein Ansporn, am Ball zu bleiben.

Hilfe für Menschen in Not

Ich kenne einen Deutschen, der hatte eine ausgezeichnete Fachausbildung, wollte aber in Erlangen bleiben. Weil da seine Freunde waren, weil er da wohnen konnte, weil da seine Frau war und seine Kinder. Weil dort seine Heimat war. Lieber nahm er Teilarbeitslosigkeit in Kauf.

Menschen lassen sich ohne Not nur ungern verpflanzen. Flüchtlinge, die aus weiter Ferne zu uns gekommen sind, kamen – so gut wie immer – aus Not. Doch was tun, wenn sie illegal hier sind? Dann erschrecken sie vor jedem Polizisten, versuchen unsichtbar zu bleiben, unhörbar, unauffällig. Und wenn sie verunglücken, krank werden oder schwanger? Dann geht es ihnen wie früher: Entweder sie schaffen es alleine oder sie haben eben „Pech“ gehabt. Das Elend ist programmiert, eine humanitäre Katastrophe mitten in Deutschland.

Besondere Ärzte, die ihre mitmenschliche Verantwortung nicht an eine behördliche Aufenthaltserlaubnis koppeln, haben Hilfszentren gegründet, die solchen Menschen in Not beistehen. Als Name hat sich der Begriff „Medinetz“ eingebürgert. Medinetze gibt es inzwischen an über 30 Standorten. Und das ist auch notwendig, denn nach Angaben ihres koordinierenden Büros haben Hunderttausende von MigrantInnen und Flüchtlingen und selbst viele EU-Staatsbürger keinen Zugang zum deutschen Gesundheitswesen.

Wer sein Herz am rechten Fleck hat, sollte deshalb die Internetadresse www.medibueros.org neben seine Notruftelefonnummer kleben. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Medibüros vermitteln die PatientInnen ohne Papiere anonym an Ärzte, PsychotherapeutInnen, Hebammen und PhysiotherapeutInnen – in seltenen Fällen auch an Kliniken.

Foto: pixabay_taniaVdB

Schätze in Schubladen und Schränken

Sauberkeit siegt: Die Waschmaschine ist der Deutschen wichtigstes Elektrogerät. Sie steht in 97 Prozent aller Wohnungen und verdrängt sogar den Fernseher (96 Prozent) in der Rangliste der wichtigsten Geräte auf Platz 2. Es folgt: der Herd (93 Prozent) und in 90 Prozent aller Stuben liegt unser liebstes Spielzeug – Rang 4 für das Handy.

Der deutsche Durchschnittshaushalt verfügt nach Schätzung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) über mehr als 50 Elektro- oder Elektronikgeräte. „Tendenz steigend“, meldet die Branche.

21 Milliarden US-Dollar stecken als Rohstoffe in Elektrogeräten

Ein solcher Boom hat für die Umwelt aber eine gefährliche Kehrseite: Experten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) schätzen, dass in unseren Schubladen und Schränken allein 120 Millionen – meist unbenutzte – Handys schlummern. Ausgemustert und vergessen lagern dort also massenhaft wertvolle Ressourcen. „Und ans Recyclen der Rohstoffe denkt kaum jemand“, bemängelt das Nachhaltigkeitsportal globalmagazin. Dabei sind Smartphones aber auch andere Elektrogeräte wahre Schatztruhen und Rohstoffreservoire. Gold, Silber und seltene Metalle für rund 21 Milliarden US-Dollar ließen sich jährlich z. B. durch die Wiederverwertung gebrauchter PC, Tablets, Handys oder Smartphones gewinnen. Das berechneten Wissenschaftler der e-Waste Academy. Sie tagten auf Initiative der UN-University und der Global e-Sustainability Initiative und zählten zusammen, dass die Hersteller jedes Jahr allein 320 Tonnen Gold und 7.500 Tonnen Silber in Elektronik-Gadgets verarbeiten. Diese Materialien besitzen einen Wert in der Größenordnung des Bruttosozialprodukts kleinerer Staaten.

Infografik_DrahtAllein in den ausrangierten Handys in Deutschland stecken laut DUH satte 1.000 Tonnen Kupfer – genug um daraus ein Kabel zu ziehen, das zweieinhalb Mal die ganze Erde umspannen würde, berechneten die Umweltexperten! Und allein das weltweit pro Jahr in Handys verbaute Gold entspricht laut Berechnungen der UN-University zweieinhalb Prozent des Werts der US-Goldreserven im Tresor von Fort Knox.

1.000 Handwerker haben sich dem Reparieren verschrieben

Ökologisch wäre es am besten, Elektrogeräte länger zu nutzen. Sind sie kaputt, können Reparatur-Spezialisten diese oft mit wenig Aufwand reparieren und eröffnen damit die Chance, lieb gewonnene Gegenstände zu behalten. Vor allem jedoch verhindert die Reparatur, dass beim Entsorgen der Geräte Schadstoffe wie Blei und Beryllium oder Brom aus Flammschutzmittel, die etwa in Handys stecken, die Umwelt verschmutzen und die Gesundheit der Menschen belasten.

Zum Wegwerfen sind Elektrogeräte – auch wenn sie alt und vielleicht lädiert sind – auf jeden Fall zu schade. Das wissen auch die auf www.meinmacher.de vereinten Handwerker. Deshalb verlängern sie die Lebensdauer von Smarthones, TV-Geräten, Kaffeemaschinen oder Rasierapparaten durch handwerkliches Geschick. „Schließlich kann ich durch Reparieren nicht nur jede Menge Geld sparen“, begründet Detlef Vangerow das Engagement seiner rund 1.000 selbstständigen Kollegen, „wir leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.“ Damit sich die Reparatur-Bedingungen in Deutschland nachhaltig verbessern, hat Detlef Vangerow zur Reparatur-Revolution aufgerufen. Ziel ist etwa die bessere Versorgung mit Ersatzteilen zu fairen Preisen durch die Hersteller. „Davon“, begründet Vangerow, „profitieren dann auch die Besitzer der defekten Geräte.“

Lassen wir die Metzger sterben?

Für viele Menschen in meiner Umgebung ist es eine gute Nachricht (zugegeben, auch für mich selbst): Der Fleischkonsum sinkt bedrohlich; bedrohlich fürs Fleischerhandwerk, bedrohlich für die Schlachthöfe (was für ein Euphemismus!) und ihre Kopfschlächter, bedrohlich für die Bauern und industriellen Tierproduzenten; nachteilig für die kommunalen Einnahmen. Nicht bedrohlich, sondern vielmehr gut ist der Trend aus zweierlei Gründen:

  • Fleischarme Ernährung ist vermutlich für den Menschen gesund.
  • Fleischlose Ernährung ist mit Sicherheit für die Tiere gesund.

Was sind wir doch für eine seltsame Tierart! Zumindest den Vegetariern und Veganern liegt das Wohl der eigenen Art weniger am Herzen als das Wohl von Rindern, Schweinen, Schafen, Hühnern und Wachteln. Kein Schwein käme auf die Idee, über das Wohl der Ziegen nachzudenken. Wenn wir also böswillig an den Metzgereien vorüber- statt hineingehen, wenn wir schadenfroh durchs Schaufenster die leeren Plätze vor den vollen Wursttheken bewundern, dann sind uns das tägliche Überleben des Metzgers, seiner Familie und Belegschaft, seine Ratenzahlungen für seinen Mercedes, seinen neuen Lieferwagen und seine Villa auf Mallorca ganz einfach Wurst.

pigs (Foto Pixabay_skeeze)Sind wir dann eigentlich noch gute Menschen? Ein moralisches Dilem- ma. Zumindest an der goldigen Metzgersenke- lin sollten wir Anteil nehmen. Sie hat eben das Krabbeln gelernt, wird von der ange- grünten Metzgerstochter noch gestillt, kennt noch nicht den Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderwurst (http://www.stupidedia.org/stupi/Kinderwurst) und ist das reine Entzücken der alten Fleischerin.

Es könnte sich also durchaus die Frage stellen: Sollten wir nicht doch gelegentlich Fleisch oder Wurst kaufen, damit die Metzgerfamilien ein Auskommen haben? Darüber könnte man nachdenken, wenn ein Ruck durchs Land ginge und wir plötzlich alle keine Fleischprodukte mehr kauften. Aber so ist es ja nicht. Wir schleichen das Fleisch sozusagen aus. Es gibt also ein natürliches Fleischersterben, das ohnehin mehr durch einen lernunwilligen Nachwuchs (jede vierte Lehrstelle bleibt unbesetzt) als durch den kaufunwilligen Verbraucher vorangetrieben wird. In Würzburg gibt es nach wie vor unbegreifliche Warteschlangen vor dem Bratwurststand am unteren Markt. Außerdem: Was ist denn „Wurst kaufen den Metzgern zuliebe“ für ein Argument? Sollten wir nur deswegen Waffen kaufen, damit die Waffenfabrikanten überleben?

Anmerkung zum Schluss: Würden die Deutschen die Fleischer Fleischhauer nennen, so wie die Österreicher, würden wir vermutlich noch weniger Fleisch kaufen. Für mich jedenfalls vermitteln diese drei Begriffe eine sich steigernde Brutalität: Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

Fotos:
Fleischwolf: pixabay/PublicDomainPictures
Muttersau: Pixabay/skeeze

Gaia Media – gute Nachrichten für die Welt

Wer im Netz so wie ich zwangsläufig viel unterwegs ist, muss sich disziplinieren, weil er sonst zu gar nichts kommt. Trotzdem schau ich natürlich mal hier- und dorthin. Und an manchen Tagen, so wie heute, stoße ich auf kleine Juwelen für die Welt. Als eine solche erscheint mir GAIA MEDIA. Es ist kaum zu glauben: Die Stiftung wurde schon 1993 in Basel gegründet mit dem einzigen Zweck, „Informationen zu vermitteln, die zu einem ganzheitlichen Verständnis der Natur und des menschlichen Daseins beitragen“. Ja wunderbar.

Nur: Warum höre ich heute erstmals davon? Wie schade. Auch: Wie schade, dass die Öffentlichkeitsarbeit für so eine gute Sache so wenig funktioniert hat, dass ich trotz allen Umtuns davon noch nicht gehört habe. Natürlich würde ich mich freuen, von der Stiftung einen PR-Auftrag zu erhalten. Ich würde vermutlich jubeln. Aber auch ohne zu jubeln mache ich gerne auf deren wertvolle Arbeit aufmerksam. Nochmal ein Originalzitat: „Wir recherchieren gute Nachrichten, positive Entwicklungen und hilfreiche Erkenntnisse, sowohl aus deutsch- als auch aus englischsprachigen Quellen. Wir sind überzeugt, dass ein achtsames und respektvolles Handeln gemeinsam mit unseren Mitmenschen und in Einklang mit der Natur erstrebenswert ist und uns allen ein gerechtes, friedliches und erfülltes Leben ermöglicht.“ Das kann man doch nur unterstützen. Oder?

Gefährliche Kräutertees durch Pyrrolizidinalkaloide?

Auch beim Tee die Kirche im Dorf lassen

Als ich damit begann, meine eigenen Kräutertees herzustellen, gehörte Huflattich zu meinen ersten Bekannten. Denn das seltsame Anti-Husten-Kraut blüht im Frühjahr, bevor es Blätter treibt und ist deshalb mit keinem anderen zu verwechseln. In den letzten Jahren verunsichern aber immer wieder Hinweise auf die darin enthaltenen, giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA). Schon mal vorweg: Ich werden Hoflattichtee trotzdem trinken. Und dafür gibt es gute Gründe.

Huflattich (Wikipedia_Merops)Eine besondere Rolle in der PA-Verunsicherung spielte das für die Lebensmittelsicherheit zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung. Als es im März 2014 seine 30-seitige Bewertung von Kräutertees und Tees publizierte, warf es einen mächtigen Stein in den Teich der Kräuterteehersteller. Denn PA sind möglicherweise krebserregend, leber- und lungenschädlich, können Embyos schädigen und unsere Gene verändern. Die PA, von denen es über 500 verschiedene (und unterschiedlich gefährliche) Varianten in über 5.000 Pflanzenarten gibt, sind quasi allgegenwärtig: in Honig, in Salaten, in Gemüsen, in Tees, in Kräuterpräparaten, in Getreideerzeugnissen und in den Lebensmitteln, die von Pflanzenfressern gewonnen werden: Milchprodukten. Der Grund für die Allgegenwart der PA: Sie sind die Universalwaffe der Pflanzen, um sich gegen übermäßigem Schädlingsfraß zu wehren.

Mit anderen Worten: Menschen nehmen PA zu sich, seit sie sich von Pflanzen ernähren, also: schon immer. Das eigentlich Problem mit den Pflanzenabwehrmitteln sind nicht diese selbst, sondern unser Umgang mit Pflanzen; genauer gesagt: unser eventuell manischer Umgang mit Pflanzen. Wer nämlich meint, er müsse wochenlang nur noch Huflattichtee trinken, und zwar täglich etliche Tassen, der wird sich irgendwann möglicherweise vergiften. Trinkt er aber mal ein, zwei Wochen Huflattichtee gegen seinen Husten, sonst aber gar nicht; trinkt er ansonsten Mischkräutertees, Schwarztee, Grüntee, Kaffee, Getreidekaffee usw., dann sinkt das Risiko, den bösen PA zum Opfer zu fallen, gegen Null. Mit anderen Worten: Verhält sich der Teetrinker wie ein ganz normaler Mensch, passiert ihm nix. Und noch weniger als nix, wenn er gelegentlich seine Teemarke wechselt.

Es gibt also zu PA eigentlich nichts Besonderes zu vermelden, außer dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wenn uns mal wieder erzählt wird, wie gefährlich sie seien. Rein theoretisch sind sie‘s ja. Das muss man gar nicht abstreiten. Rein praktisch aber eben nicht. Und einen gesetzlich Grenzwert, wie viel PA in 100 Gramm Tee enthalten sein dürfen, gibt es übrigens auch nicht.

Hier findest Du ausführliche Angaben des Bundesinstitut für Risikobewertung zum  Thema Pyrrolizidinalkaloide.

Foto: pixabay/Lebensmittelfotos

Kaufhaussterben – eine Chance?

(Dez. 2014_01) Seit 1.11. ist die Stadt Iserlohn im Sauerland Besitzer ihres Karstadt-Kaufhauses, Karstadt jetzt offizieller Mieter der Stadt. Mehrere Millionen Euro musste die Stadt dafür hinlegen, um die Konsumenten-Bruchbude zu erwerben. Und das kam so: Um Karstadt steht es ohnehin nicht gut, und die Filiale in Iserlohn gehört „zu den gefährdeten Filialen“. Der bisherige Besitzer wollte sie also loswerden. Um zu vermeiden, früher oder später eine Betonruine in der Stadt zu haben, übernahm diese das heikle Objekt.
Spannend an diesem Vorgang sind zwei Vorgänge: einmal das Kaufhaussterben an sich, zum anderen das Engagement des Oberbürgermeisters. Warum sterben Kaufhäuser, Weiterlesen