Bio – die verratene Idee

Irgendwann hatte ich mich gefreut, dass Bio in einer EU-Norm Gesetz geworden war. Endlich, dachte ich, hat die Idee ihren europaweiten Durchbruch geschafft. Übersehen hatte ich, dass Gesetze den Geist einer Idee zu Paragraphen verknöchern. Und den ursprünglichen Geist angreifbar, ja missbrauchbar machen. Denn natürlich kann sich alles, das sich an den Buchstaben des Gesetzes hält, auch auf dessen ursprünglichen Geist berufen – ohne ihm auch nur nahe zu sein. Warum also sollte das bei Bio anders sein?!

Ein solcher Effekt ist ja schon schlimm genug, wird uns aber dennoch als „Verbraucherschutz“ verkauft. Doch damit nicht genug. Ist eine Firma groß und clever genug, den Buchstaben des Gesetzes zu entsprechen und zugleich seine Lücken zu nutzen, darf sie uns dennoch mit dem „Bio-Label“ an der Nase herumführen. Wie aber, wenn die Strafen bei Missbrauch nicht effektiv genug sind und nur lässig kontrolliert wird. Dann lohnt sich sogar der Gesetzesbruch. Bio-Eier dürfen zum doppelten Preis verkauft werden. Wer dann nur alle paar Jahre erwischt wird, der zahlt sein Bußgeld vermutlich aus der Portokasse.

In Sachen Eier gilt konsequenterweise: Bio-Eier nur noch Bauern kaufen, die sich von Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland zusätzlich kontrollieren lassen.

Veganer Wein, eine runde Sache

Tendenziell ist Wein ja vegetarisch, doch vegan ist er meistens nicht.

(efp).- Veganer Wein trägt zu weniger Tierleid bei – klar. Nur: „Wein wird doch aus Trauben gemacht, etwas Veganeres gibt’s doch gar nicht!“ Wer so denkt, verwechselt Wein mit trübem Traubensaft. Wein ist aber das Ergebnis von Kellereitechnik; und die greift seit eh und je auf alle Hilfsmittel zu, um einen gefälligen Geschmack zu erzeugen, solange diese billig und legal sind.

Veganer Wein kontra Schweineschwarte

Gegen aromatische Unsauberkeiten wie Böckser wird Wein beispielsweise mit winzigen Mengen Silber oder Kupfer versetzt, oder gegen Essigstich mit Ionenaustauschern. Vor allem aber wird Wein geschönt, damit er leuchtend, transparent, fehlerfrei und mit mäßigem Gerbstoffgehalt im Glas steht. Genutzt werden dafür oft Dinge, an die der Weintrinker ungern denkt: Knochenkohle, getrocknete Fischblasen, Gelatine aus Schweineschwarten sowie Rinderknochen, -knorpeln und -sehnen, Lysozym und Kasein aus Milch oder Albumin aus Eiern oder Molke. Sie alle müssen nicht sein, es gibt auch andere, kompliziertere (z.B. Kälte und Wärme), nichttierische und vor allem handwerklich ungewohnte Schönungsmittel; denn dass Menschen kein totes Tier in der Produktionskette haben wollen, ist eine neue Erscheinung, der Weinausbau hingegen altes Handwerk.

Fischeiweiß muss nicht deklariert werden

Die Allergie auslösenden Eiweiße Lysozym, Albumin und Casein müssen ab einem Grenzwert von 0,25 mg/l deklariert werden (allerdings nur als kaum verständliches Piktogramm). Dagegen müssen Fischgelatine und Hausenblase (die Fischblase) nicht offengelegt werden.

Ganz konsequent vegan ist der Wein freilich nur, wenn auch das Etikett nicht mit Knochenleim aufgepappt wurde.

Wie sehr veganer Wein im Trend liegt, beweist die Tatsache, dass auch Aldi ihn anbietet, sogar in Bio-Qualität. Eine gute Auswahl von veganen Bioweinen findet man auf folgenden Seiten

Übrigens gibt es viele Winzer, die aus Qualitätsgründen ihren Wein vegan herstellen, ohne dies auszuzeichnen. Ein einheitliches Logo dafür gibt es nicht.

Quellen: bioPress Nr.89; Brockhaus Wein; deutscheweine.de; vebu.de; vegane-inspiration.com; wein.com; weinbilly.de; youwine.desowie die genannten Anbieter.

Leder mit Gift

Chromgegerbtes Leder ist toxisch für Mensch und Natur. Es gibt Alternativen.

(efp).- Lederjacke – chic. Lederhose oder Lederleggings – cool. Lackleder und Leder-Dessous – rattenscharf. Ledercouch, –armatur und -handtasche – stylisch. Lederschuhe – sowieso. Soweit der bundesdeutsche Alltag. Doch dass mit Leder nicht zu spaßen ist, zeigen der ZDF-Beitrag „Gift auf unserer Haut“ oder der ARTE-Report „Giftiges Leder“. Welches Leid Tiere in den Lederzentren der Welt erfahren, zeigt der preisgekrönte, aber schwer zu ertragende Film „Leiden für Leder“ im Internet.

Chromgegerbtes Leder – Kontaktallergien und Umweltverseuchung

Nicht Leder an sich ist giftig, sondern wird es durch den Einsatz von Chromsalzen, die Chromgerbung. Doppelt giftig wird diese durch unzeitgemäßen Umgang mit Chrom, wie das weltweit in Billiglohnländern – insbesondere in Bangladesch – üblich ist. Das dabei entstehende Chrom VI gehört zu den stärksten Kontaktallergenen überhaupt. Mit anderen Worten: Wer meint, zehn Paar Schuhe haben zu müssen, und sie infolgedessen besonders billig erwirbt – z.B. bei einem Sonderangebot im Discounter-Container –, der holt sich quasi vollautomatisch Gift ins Haus und auf die eigene Haut. Und wer das auch für seine Kinder tut …

Lederverarbeitung: 40 Kilo Haut, 20 Kilo Gift

Zweck der Gerbung ist die Umwandlung von leicht verderblicher Haut zu lange haltbarem Leder. Dabei durchdringen die Moleküle des Gerbstoffs die Zellstruktur der Haut. Um sich eine Vorstellung machen zu können: Um die 40 Kilo schwere Haut eines Bullen europäisch lederfein zu bekommen, werden bis zu 20 Kilo Chemie hineingepumpt. Was Wunder also, dass zwei Lederzentren – Hazaribagh in Bangladesch und Ranippettai in Indien – zu den am stärksten giftverseuchten Regionen der Erde gehören. Über China weiß man zu wenig.

Grünes Leder-Label: nicht in Sicht

Erkennen lässt sich solches Turbochemie-Leder leider nicht, es sei denn, es ist so amateurhaft behandelt, dass man seine Unart schon riechen kann. Weil aber 99 Prozent der Lederindustrie in das schmutzige Geschäft verstrickt sind, gibt es bis heute kein echtes Label, an dem man das eine Prozent Weizen in den 99 Prozent Spreu erkennen könnte. Meist wissen nicht einmal die Zwischenhändler und Händler Genaueres darüber, wie ruchlos die Ware hergestellt wurde, die sie einkaufen und verkaufen. Ausnahmen wie die mit hohen Umweltstandards arbeitende deutsche Lederfabrik Heinen (Marke terracare) bestätigen nur die Regel.

Gütesiegel, bei denen man sich wenigstens darauf verlassen kann, dass kein Chrom VI im Leder ist, sind das „EU Ecolabel“,„Naturleder IVN zertifiziert“ und „Ökotex Standard 100“. Für den „Blauen Engel“, „SG Schadstoff geprüft“ und das „ECARF Qualitätssiegel“ müssen die Chrom-VI-Werte unterhalb fester Grenzwerte liegen. Die Produktionsbedingungen werden nicht geprüft.

Schutz vor giftigem Leder

Was können wir also tun, um uns, unsere Kinder und unsere Mitwelt zu schützen? Jammern jedenfalls hilft nichts. Hier wie in allen anderen Konsumbereichen gilt die Regel Nr. 1: Weniger ist mehr; das heißt also:

  • Lederkleidung und -taschen gibt es in großer Auswahl in Secondhand-Shops.
  • Schuhe so kaufen, dass sie nicht nur zu einem Kleidungsstück passen, sondern universell tragbar sind.
  • Auch Secondhand-Schuhe können noch ganz prima aussehen und sind bei Kleinkindern oft neuwertig; sie fügen der Umwelt keinen neuen Schaden zu.
  • Eigene, noch gute Schuhe, die man nicht mehr will oder braucht, nicht herumstehen lassen, sondern der Wiederverwendung zuführen.

Regel Nr. 2: Nichts kaufen, was „komisch“ riecht.

Regel Nr. 3: Lederwaren mit vegetabiler Gerbung kaufen. Sie ist neben der Rauchgerbung, wie sie in der Steinzeit verbreitet war, das ursprünglichste Gerbverfahren. Traditionell wurde und wird mit Kiefern-, Erlen-, Eichen- und Granatbaumrinde gegerbt, außerdem mit Rhabarber, Kastanie, Galläpfeln und den Blättern des sizilianischen Gerber-Sumach. Vorbildlich, noch mit dem Verfahren der Altgrubengerbung, wird beispielsweise in der 1846 gegründeten Gerberei Csendes in Niedermohr gearbeitet oder in der seit 140 Jahren produzierenden Lederfabrik Rendenbach in Trier. Das Problem beim vegetabilen Gerben: Es dauert Monate, bis das Leder die gewünschten Eigenschaften entwickelt. Um den Gerbprozess drastisch zu verkürzen, werden in der Regel auch vegetabile Leder synthetisch vorgegerbt. So kommt zwar nach wie vor „Chemie“ zum Einsatz, allerdings ist die Menge deutlich reduziert.

Anbieter von pflanzengegerbten Lederwaren finden sich auf den Homepages des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft www.naturtextil.de sowie der Europäischen Stiftung für Allergieforschung an der Charité www.ecarf.org (Schwerpunkt Kinderschuhe).

Inwieweit die 4. Empfehlung, vegane Schuhe, tatsächlich empfehlenswert ist, erscheint noch unklar. Damit werden wir uns in einem eigenen Beitrag befassen. Einst steht jedenfalls fest: Mit Tierleid sind sie – zumindest vordergründig – nicht verbunden.

Quellen: Arte; daserste.de; lederpedia.de; natur 01/2016; utopia.de; Wikipedia; ZDF

Mehr Sicherheit für Online-Pharmaka

Seit Oktober 2015: Neues EU-Sicherheitslogo zur Überprüfung der Legalität

(efp).- Der graue Pharmamarkt boomt, beispielsweise mit Potenzmitteln oder Antikrebsmedikamenten, die den Verzweifelten Hoffnung bieten und das letzte Geld aus der Tasche ziehen. Die europäischen Behörden stehen dem relativ machtlos gegenüber; unmöglich, jedes Päckchen auf seinen legalen Inhalt zu kontrollieren.

Eine Gegenmaßnahme besteht darin, dass sich legale Online-Apotheken von illegalen bzw. nur scheinbar legalen abheben können. Das können sie mithilfe des Sicherheitslogos des DIMIDI, einer Behörde des Bundesgesundheitsministeriums. Ab Oktober 2015 ist das bislang freiwillige Logo für alle Online-Anbieter von Arzneimitteln verpflichtend. Entscheidend dabei: Man sollte aufs Logo klicken. Dann kann man im Versandhandelsregister kontrollieren, welche Überwachungsbehörde für den Pharmaka-Versender zuständig ist. Eine kleine Flagge im ansonsten grün-weißen Feld deklariert zudem, in welchem EU-Land er niedergelassen ist.

Quellen: http://www.br.de/nachrichten/online-apotheke-eu-100.html; Gute Pillen – Schlechte Pillen 5/2015

Gummibärchen, Killerbärchen

Auf Facebook schrieb Vigor Calma: „Ein Geniestreich unmenschlicher Perversion dürfte wohl sein, Kadaver in ,Weingummis‘ zu verwandeln. Zum Weinen ist das allemal. Erklär mal deinen Kindern, warum Haribo und Co auf jeden Fall keine Tiere froh machen, und dass die lustigen, bunten Süßigkeiten bemaltes, gezuckertes Leid sind …“ Eine gute Idee. Vielleicht sollte man seinen Kindern aber auch sagen, dass es sinnvolle Alternativen gibt. Die wurden zum Beispiel auf utopia.de unter dem Titel „Vegane Bio-Gummibärchen“ gepostet. Ich mag die nämlich auch, lass aber tunlichst meine Finger von den Tierleid-Gummibärchen!

Foto: http://animalplace.org/

Ökomode oder vom Ende der Jesuslatschen

Öko-Textilien liegen im Trend – und können mit konventioneller Mode locker mithalten

Lohas finden, genießen könne man nur auf einen gesunden Planeten. Sie frönen einem „Lifestyle of Health and Sustainability“, einem Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit, verdienen meist ganz ordentlich, haben Spaß am Leben, machen sich im Zweifelsfall selbstständig und achten auch im Harz-IV-Stadium noch auf gutes Aussehen, dann eben vom Flohmarkt.

Ihnen ist der Gang zum Bio-Supermarkt so selbstverständlich wie ihren Eltern einst der Weg zu Rewe. Statt Jesus-Latschen tragen sie Designer-Schuhe und -Klamotten aus fairem Handel. Denn auf eine selbstverständliche Art verbinden sie individuelles Wohlergehen mit der Sorge um den Planeten. Und sie sind Multiplikatoren. Sie tragen ihre Botschaft in die Welt, bloggen, chatten, twittern und vernetzen sich. Szenekenner schätzen, dass Lohas im Vergleich zur generellen Bevölkerung andere Menschen dreimal häufiger beeinflussen.

Ökomode11 (Foto Dreams_and_doors)Ökomode-Markt boomt, konventioneller schwächelt

Weil potenzielle Lohas einer Nielsen-Studie von 2008 zufolge ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen, sind inzwischen auch Öko-Textilien Trend. Auf den Pret-à-Porter- Schauen in Paris gewinnt die entsprechende Sektion „So Ethic“ jährlich an Bedeutung. Dem Textilmarkt ergeht es damit ähnlich wie vor einigen Jahren dem Lebensmittelmarkt. Für konventionelle Textilien interessieren sich die Deutschen immer weniger. 1970 gaben sie noch zehn Prozent ihres Einkommens dafür aus, 2010 waren nur noch rund fünf Prozent. Der Organic Cotton Market Report hingegen schätzt die durchschnittlichen Wachstumsraten für Produkte aus Biobaumwolle auf 116 Prozent pro Jahr. Die Gesamtmenge an Biobaumwolle im Jahr 2012 wurde auf 138.813 Tonnen weltweit geschätzt, etwa 75 Prozent kommen aus Indien.

Nach kbA nun kbT

Das gewachsene Selbstbewusstsein der Branche äußert sich in Markennamen wie „Göttin des Glücks“, „Fairliebt“ oder „Greenality“. „Umasan“ setzt noch eins drauf und bezeichnet sich gar als „erstes veganes High-Fashion-Label“. Am sexy gewordenen Ökobewusstsein können sich die Großen der Branche nicht mehr vorbeimogeln. C&A bietet Öko-Jeans an, die preislich ihre konventionellen Mitbewerber unterbieten. Schwer ist das nicht, denn bei den bis zu 100 Verarbeitungsschritten von Textilien macht das Material nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus. H&M verarbeitete 2008 bereits 3.000 TonnenÖkomode10 (Foto Brainshirt) Öko-Baumwolle, 2013 sollen es 15.000 Tonnen sein, C&A kam 2009 auf 12.000 Tonnen. Kontrolliert wird über die Organisation „Organic Exchange“. Selbst der Cotton-Dinosaurier Levi’s mischt inzwischen am Markt mit. Doch der Trend wirkt nicht nur bei Baumwolle. Für Wolle aus rücksichtsvoller Tierhaltung – statt knallharter australischer Massenschafhaltung – setzt sich der Begriff kbT durch, „kontrolliert biologische Tierhaltung“, analog zu kbA: kontrolliert biologischer Anbau. Große deutsche Öko-Bekleidungsfirmen wie Hess Natur, Living Crafts oder Engel Naturtextilien werben bereits mit dem Begriff.

I love My Planet

Wünschenswert wäre allerdings, dass hinter dem Begriff Öko-Baumwolle auch die sozialen Bedingungen in den Produktionsländern und die umweltgerechte Verarbeitung auf dem Weg vom Rohstoff bis zum fertigen Textilprodukt deutlicher ins Visier geraten. Die Schweizer Öko-Textilfirma Remei (mit Kunden wie Globetrotter, Greenpeace, Mammut, elkline, propheten, Grüne Erde) bringt die neue Perspektive auf den Punkt: „Wer Mode trägt, kann auch Verantwortung tragen“ und: „Nur wer den Menschen achtet, wird dauerhaft erfolgreich sein.“ Nach diesen Prinzipien arbeitet die Firma mit über 8.000 Kleinbauern in Indien und Tansania zusammen. Trendsetter wie der niederländische Modeanbieter Kuyichi wissen darum und werben: „We give full transparency of our sustainable clothing and fair working conditions“, und fügen für die Lohas hinzu: „We never lose sight of our style conscious approach. We create style.“

Ökomode04 (Foto_Götting des Glücks)Etliche deutsche Firmen haben sich auf Öko festgelegt, so die Kölner Armed Angels („Bio ist bei uns kein Trend, sondern Einstellung“), die Berliner Bio Shirt Company („i love my planet entspricht dem kern unserer firmenphilosophie“), die Kornwestheimer Mode-Designerin Daniela Lehle oder der Hamburger Shirtshersteller „Verliebt“. Letzterer lässt seine Bioprodukte in Kenia nähen und garantiert „sichere Arbeitsbedingungen, feste Löhne und natürlich keine Kinderarbeit“. Von jedem verkauften Kleidungsstück wandern 50 Cent in einen Fond für Microkredite. An konsequente Vegetarier richtet sich der britische Beyond Skin. Das Unternehmen bietet konsequenterweise Schuhe ohne Leder zu Preisen an, die sich mit konventioneller Mode messen können, Versand weltweit. Der dänische Kult-Öko-Anbieter Noir verpflichtet sämtliche Lieferanten auf die eigenen Ökoprinzipien. Die Raison d’être der Firma fasst zusammen, was die Branche als werbewirksame Zukunftsziele für sich verbuchen könnte: „sexiness, luxury, fashion and corporate social responsibility can work beautifully together in harmony“.

Ökomode02 (Foto_Götting des Glücks)Neues Leben mit Nueva Vida

Wie segensreich sich der neue Trend auswirkt, zeigt die Nueva Vida Fair Trade Zone. Nach der Zerstörung der Sweatshops-Arbeitsstätten durch den Hurrikan Mitch konnte die Kooperative mit Hilfe einer Non-Profit-Organisation innerhalb weniger Jahre so weit aufgebaut werden, dass dort etwa 40 Arbeiterinnen in Vollzeit beschäftigt sind, keine Arbeiterinnen im herkömmlichen Sinn, sondern „owner-workers“, denn Gebäude und Maschinen sind Eigentum der Mitglieder, die Löhne, Arbeitszeiten und Investitionen gemeinsam entscheiden. Hergestellt werden T-Shirts, Blusen und Babykleidung aus biologisch angebauter Baumwolle mit GOTS-Zertifizierung.

Öko + faire Textilien weltweit

Green Showroom Salonshow - Mercedes-Benz Fashion Week Berlin Autumn/Winter 2015/16Unabhängig von den mehr oder weniger bekannten Firmen können sich Verbraucher an Labels und zu „fairwear“ orientieren. Irreführend ist der Standard „Öko-tex 100“. Mit öko oder fair hat er nichts zu tun, sondern legt lediglich eine gewisse Schadstoffarmut im Textil unterhalb festgelegter, relativ niedriger Höchstwerte fest. Weit empfehlenswerter ist „OEKO-TEX MADE IN GREEN“. Hier werden neben der Unbedenklichkeit auch die Umweltfreundlichkeit und die sozialen Bedingungen der Herstellung geprüft. Ähnlich dem Blauen Engel vergibt die wenig transparente „Euroblume“ der EU ihr „EU Ecolabel“ auf einem relativ niedrigen Niveau: Die ausgezeichneten Produkte müssen weniger schlimme Umweltauswirkungen haben als vergleichbare ungesiegelte Waren. Soziale Kriterien werden überhaupt nicht berücksichtigt.

Dem IVN sei Dank

Sehr hohe Anforderungen auch hinsichtlich der sozialen Kriterien setzt der Naturtextil-Standard des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft. Textilien tragen dann den Hinweis „IVN-zertifiziert“. Den bisher höchsten Standard im Bereich Naturtextilien erreichen Kleidungsstücke mit „IVN-zertifiziert BEST“. Bei der Ausarbeitung des weltweit geltenden Standard GOTS (Global Organic Textile Standard) war der IVN maßgeblich beteiligt. GOTS gibt es in zwei Stufen (label-grades): „organic“ (bio) bzw. „organic – in conversion“. Hier dürfen nur fünf Prozent der Fasern aus konventionellem Anbau stammen oder synthetisch sein. Bei GOTS „made with X% organic“ bzw: „made with X% organic in conversion“ muss wenigstens die angegebene Prozentzahl aus Bio-Anbau stammen. Ausnahmen gelten für Socken, leggings und Sportswear. Dort dürfen bis zu 25 Prozent synthetische Fasern beigemischt werden. GOTS verlangt generell soziale Mindeststandards, die überprüft werden.

Wie kompliziert die Kontrolle von Ökotextilien ist, belegt die Untersuchung der Geschäftspraktiken von Ökotextilfirmen, die Ende 2011 von der Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) in Kooperation mit Südwind Österreich und dem Polish Green Network durchgeführt wurde. So erhielt die Schweizer Remei AG, die für Greenpeace oder den Deutsche Evangelische Kirchentag produziert, beispielsweise eine insgesamt gute Bewertung. Dennoch konnte Remei nicht belegen, dass existenzsichernde Löhne in den Zulieferfabriken entlang der textilen Herstellungs- und

Produktionskette gezahlt werden. Auch „die glaubhafte Überprüfung der Einhaltung sozialer Kriterien“ wurde als „unzureichend“ empfunden.

Fair Wear statt Fair Trade

In den Reigen der Textil-Labels gehört auch ein Prüfzeichen, das mit Ökomode gar nichts zu tun hat: das Zeichen der Fair Wear Foundation. Es prüft nicht die Textilqualität, sondern die Qualität der Arbeitsbedingungen, ist also letztlich ein Sozialstandard. Firmen, die der FWF beitreten, müssen nicht den Zielstandards entsprechen, sondern verpflichten sich, diese anzustreben. Das Siegel darf nur dann ins Endprodukt eingenäht werden, wenn die Standards tatsächlich erfüllt wurden. Ähnlich wie die Fair Wear Foundation arbeitet Social Accountability International mit ihrem Standard SAI 8000.

Der GOTS-Standard

Der GOTS legt weltweit verbindliche Anforderungen für jedes einzelne Glied der textilen Herstellungskette fest. Genetisch manipuliertes Baumwoll-Saatgut, das auf Einsatz von schützenden Chemikalien angewiesen ist, ist verboten. Der Baumwollanbau muss überwiegend unter kontrolliert-biologischen Bedingungen stattfinden. Chemische Entlaubungsmittel sind verboten, so dass zwangsläufig von Hand geerntet werden muss. So wird die Ernte ausschließlich vollreifer Baumwollkapseln möglich und damit auch eine höhere Qualität.

Der GOTS verbietet Kinderarbeit und definiert soziale Mindeststandards mit fairen Arbeitsbedingungen und -löhnen. Bei der Weiterverarbeitung gelangen üblicherweise viele chemische Zusätze ins Gewebe. Der GOTS setzt auf umweltschonende Verfahren mit Hilfe von Hitze, Feuchtigkeit und Druck. Glanz und Flausch wird ebenfalls chemiefrei auf mechanisch-physikalischem Weg erzeugt. Gebleicht wird auf Sauerstoffbasis mit schwermetallfreien Farbstoffen. Zum Schutz der Umwelt ist eine zweistufige Kläranlage vorgeschrieben. Bei der Endfertigung sind PVC, Chrom oder Nickel als allergene und chemisch belastete Bestandteile tabu.

IVN-zertifiziert BEST

Noch einmal übertroffen werden die GOTS-Bedingungen vom Standard „IVN-zertifiziert BEST“. Es ist sozusagen das Ökomode-Premium-Label. Alle Textilien müssen zu 100 % aus zertifizierten ökologischen Materialien hergestellt sein; dieser Anspruch schließt auch Stickgarne oder Bänder ein. Die Liste zugelassener Hilfsmittel und Farben,die bereits bei GOTS erheblich eingeschränkt ist, ist noch einmal strenger. Verboten sind auch optische Aufheller sowie die Glanzbehandlung von Garnen mit Natronlauge, das Mercerisieren.

Biobaumwolle verbraucht weniger Wasser

Ökomode01 (Foto_Götting des Glücks)Für die Produktion von 1 kg konventioneller Baumwolle werden je nach Anbaugebiet zwischen 10.000 und 29.000 Liter Wasser benötigt, bei Bio-Baumwolle sind es „nur“ rund 7.000 Liter. Das hat zwei Gründe:

– Ökologisch bewirtschafteter Boden kann mehr Wasser speichern und braucht deshalb bis zu 25 Prozent weniger Wasser.

– Kontrolliert biologischer Anbau und effiziente Bewässerung gehören zusammen. Statt Flächenbewässerung wird der Boden mit Hilfe von Tröpfchenbewässerung unter der Erdoberfläche mit Wasser gesättigt, so dass nichts verdunstet und der Wasserverbrauch um rund 50 Prozent gesenkt werden kann.

Solide Öko-Fashion-Infos

… im Internet gibt es zum Beispiel unter

http://fair-zieht-an.synagieren.de
www.gruenemode.org
http://www.naturtextil.de

Modebegeisterte finden unter http://ethicalfashionshowberlin.com/aussteller/ 1000 Anregungen, wie Ökofashion aussehen kann.

Lektüre-Tipps

– Martina Hahn/ Frank Herrmann, Fair einkaufen – aber wie? Der Ratgeber für Fairen Handel, für Mode, Geld, Reisen und Genuss, 248 S., 19,90 Euro, Brandes & Apsel Verlag 2010, ISBN 978-3-86099-610-2

– Andreas Schlumberger, 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Welt zu retten. Und wie Sie dabei Geld sparen, 244 S., 14,95 Euro, Westend Verlag 2009, ISBN 978-3-93806-019-3

– Kirsten Brodde, Saubere Sachen. Wie man grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt, 256 Seiten. 16,95 Euro, Heyne Verlag 2009, ISBN 978-3-45328-003-8

Quellen

Die Seiten der genannten Organisationen bzw. Anbieter; alnatura.de; brigitte.de; ci-romero.de; Grüne Erde; gruenemode.com; Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur,Graz; naturtextil.de; sueddeutsche.de; taz.de; VCD

Fotos von oben nach unten:

1. Dreams and Doors
2. Brawinshirt
3.+6.+7. Green Showroom
4.+5.+8.-11. Göttin des Glücks

Pille danach – aber richtig

Ab Mitte März ist die Pille danach rezeptfrei erhältlich. Aber nicht beide Varianten sind gleich risikolos.

Manchmal braucht es einfach die „Pille danach“, und zwar flott. Freilich: Mit zynischen Argumenten sind Erzkonservative schnell bei der Hand: Selbst schuld. Hättest du dich beherrscht, wäre das nicht passiert. Also immer mit angezogenen Zügeln seinem oder seiner Liebsten begegnen? Nein, das ist wohl eher die Theorie von denen, die nie „in Versuchung“ waren oder unter einer Sexualphobie leiden.

Auf Rezept immer noch kostenlos

Die Pille danach kann manches Unheil verhindern: eine entgleisende Schullaufbahn oder ein schwieriges Studium, massenhaft Stress mit PartnerIn und Eltern und im Endeffekt vielleicht sogar ein ungewolltes und deshalb oft auch ungeliebtes Kind mit allen schlimmen Dominoeffekten für Geist und Seele. Auf Rezept gibt es die Pille danach ja schon lange. Das brachte manchmal Stress, wenn „es“ am Freitag „passiert“ war. Ab Mitte März 2015 ist das Medikament rezeptfrei in Apotheken erhältlich (kostet dann aber etwas; mit Rezept bleibt sie kostenlos). Das ist eine gute Nachricht, denn dann muss keine Frau mehr aufs Rezept warten, sondern kann schon in der Nachtapotheke zur Tat schreiten.

Zwei unterschiedliche Wirkstoffe

Doch wie entscheidet man sich in der Apotheke? Die pharmakritische Zeitschrift „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ (GPSP) spricht von zwei Wirkstoffen: Levonorgestrel (das sind die Medikamente Pidana, Postinor, Unofem Hexal), offiziell zugelassen bis zu 72 Stunden danach, sowie Ulipristal (Ellaone), offiziell zugelassen bis zu 120 Stunden danach. GPSP empfiehlt, so schnell wie möglich (am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr) ein Levonorgestrel-Präparat einzunehmen. Der Wirkstoff sei seit vielen Jahren auf dem Markt, entsprechend viele Erfahrungen lägen vor. Insbesondere sind keine Fehlbildungen beim Kind zu erwarten, wenn die Levonorgestrel-Pille versagt. Das deutlich teurere Ulipristal hingegen, das bei Frauen, die über 75 kg wiegen, besser zu wirken scheint, wird erst seit fünf Jahren eingenommen. Es sollte von schlankeren Frauen nur verwendet werden, wenn die 72 Stunden bereits verstrichen sind.

Gut zu wissen

Wirksamkeit von Levonorgestrel: 95 % innerhalb von 24 Stunden, 85 % nach 24 bis 48 Stunden, danach nur noch 58 % Wirksamkeit.

Wichtig: Die Pille danach ist kein Verhütungsmittel und mit der Pille nicht zu vergleichen. Vielmehr ist sie eine echte Pharmabombe. Eine Levonorgestrel-Pille „danach“ enthält so viele Hormone wie 50 Antibaby-Minipillen mit diesem Wirkstoff. Das kann bedeuten, dass man nach der Einnahme mit Nebenwirkungen wie Bauch- und Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit etc. zu kämpfen hat.

Wer keine „Chemie“ einnehmen will, kann zur Kupferspirale greifen. Sie verhindert auch noch nach dem Eisprung, dass sich eine befruchtete Eizelle einnistet. Für sehr junge Frauen eignet sich besser die Kupferkette.

Pizza essen, aber richtig

Sogar beim Pizzaessen kann man voll danebengreifen. Und denkt dabei noch, man täte etwas Gutes. Zu den Marktführern bei Bio-Pizzen gehört die nicht gerade unbekannte Firma Wagner. Mit anderen Worten: Es gibt eine ziemlich große Anzahl von Menschen, die diese Bio-Pizzen kaufen – und damit übelste Marktverhältnisse finanzieren. Wie das sein kann? Ganz einfach: Das einstige Familienunternehmen Wagner war so erfolgreich, dass sich einer der Haie im Teich der Lebensmittelindustrie, Nestlé, für Wagner zu interessieren begann. Und schließlich die Firma 2012 mit Stumpf und Stiel aufkaufte. Wer also heute eine Wagner Biopizza in seinen Einkaufskorb legt, entscheidet sich an der Kasse dafür, Nestlé zu finanzieren. Wer wissen möchte, was an Nestlé so gar nicht stimmt, der kann gerne bei Wikipedia nachlesen.

Weil ich aber auch gerne etwas Positives zu diesem Thema beitragen will, möchte ich an dieser Stelle die Pizzen von followfish empfehlen. Die habe ich gestern auf der BioFach in Nürnberg probiert und musste feststellen: Hätte ich’s nicht besser gewusst, dann hätte ich auf einen edlen Italiener getippt. Könnte im Restaurant nicht besser munden. Andere korrekte Anbieter sind zum Beispiel Biopolar oder Natural Cool. Wie die allerdings schmecken, kann ich nicht sagen. Probieren lohnt sich bestimmt.

Hier findest Du mehr Informationen zum Thema Bio-Pizza.

Schätze in Schubladen und Schränken

Sauberkeit siegt: Die Waschmaschine ist der Deutschen wichtigstes Elektrogerät. Sie steht in 97 Prozent aller Wohnungen und verdrängt sogar den Fernseher (96 Prozent) in der Rangliste der wichtigsten Geräte auf Platz 2. Es folgt: der Herd (93 Prozent) und in 90 Prozent aller Stuben liegt unser liebstes Spielzeug – Rang 4 für das Handy.

Der deutsche Durchschnittshaushalt verfügt nach Schätzung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) über mehr als 50 Elektro- oder Elektronikgeräte. „Tendenz steigend“, meldet die Branche.

21 Milliarden US-Dollar stecken als Rohstoffe in Elektrogeräten

Ein solcher Boom hat für die Umwelt aber eine gefährliche Kehrseite: Experten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) schätzen, dass in unseren Schubladen und Schränken allein 120 Millionen – meist unbenutzte – Handys schlummern. Ausgemustert und vergessen lagern dort also massenhaft wertvolle Ressourcen. „Und ans Recyclen der Rohstoffe denkt kaum jemand“, bemängelt das Nachhaltigkeitsportal globalmagazin. Dabei sind Smartphones aber auch andere Elektrogeräte wahre Schatztruhen und Rohstoffreservoire. Gold, Silber und seltene Metalle für rund 21 Milliarden US-Dollar ließen sich jährlich z. B. durch die Wiederverwertung gebrauchter PC, Tablets, Handys oder Smartphones gewinnen. Das berechneten Wissenschaftler der e-Waste Academy. Sie tagten auf Initiative der UN-University und der Global e-Sustainability Initiative und zählten zusammen, dass die Hersteller jedes Jahr allein 320 Tonnen Gold und 7.500 Tonnen Silber in Elektronik-Gadgets verarbeiten. Diese Materialien besitzen einen Wert in der Größenordnung des Bruttosozialprodukts kleinerer Staaten.

Infografik_DrahtAllein in den ausrangierten Handys in Deutschland stecken laut DUH satte 1.000 Tonnen Kupfer – genug um daraus ein Kabel zu ziehen, das zweieinhalb Mal die ganze Erde umspannen würde, berechneten die Umweltexperten! Und allein das weltweit pro Jahr in Handys verbaute Gold entspricht laut Berechnungen der UN-University zweieinhalb Prozent des Werts der US-Goldreserven im Tresor von Fort Knox.

1.000 Handwerker haben sich dem Reparieren verschrieben

Ökologisch wäre es am besten, Elektrogeräte länger zu nutzen. Sind sie kaputt, können Reparatur-Spezialisten diese oft mit wenig Aufwand reparieren und eröffnen damit die Chance, lieb gewonnene Gegenstände zu behalten. Vor allem jedoch verhindert die Reparatur, dass beim Entsorgen der Geräte Schadstoffe wie Blei und Beryllium oder Brom aus Flammschutzmittel, die etwa in Handys stecken, die Umwelt verschmutzen und die Gesundheit der Menschen belasten.

Zum Wegwerfen sind Elektrogeräte – auch wenn sie alt und vielleicht lädiert sind – auf jeden Fall zu schade. Das wissen auch die auf www.meinmacher.de vereinten Handwerker. Deshalb verlängern sie die Lebensdauer von Smarthones, TV-Geräten, Kaffeemaschinen oder Rasierapparaten durch handwerkliches Geschick. „Schließlich kann ich durch Reparieren nicht nur jede Menge Geld sparen“, begründet Detlef Vangerow das Engagement seiner rund 1.000 selbstständigen Kollegen, „wir leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.“ Damit sich die Reparatur-Bedingungen in Deutschland nachhaltig verbessern, hat Detlef Vangerow zur Reparatur-Revolution aufgerufen. Ziel ist etwa die bessere Versorgung mit Ersatzteilen zu fairen Preisen durch die Hersteller. „Davon“, begründet Vangerow, „profitieren dann auch die Besitzer der defekten Geräte.“

Fleisch oder Kunstfleisch?

Nachdem ich eher Flexitarier als Vegetarier bin, hätte ich auf die Frage spontan geantwortet: „Dann lieber Fleisch.“ Der Grund: Es schmeckt besser. Beim zweiten Gedanken bin ich mir schon nicht mehr so sicher. Vermutlich war das so eine Art Argumentationsreflex (kommt hoch, wenn mir nichts Besseres einfällt). In Kürze werde ich wieder die BioFach besuchen. Mittags sind die vegetarischen Verkostungsstände immer überlaufen, weshalb ich da lieber gegen 11 Uhr oder 15 Uhr hingehe. Was mir da geboten wird, schmeckt zwar nicht exakt wie Fleisch, aber oft doch ganz ähnlich. Und ich muss zugeben: wegen der vielen natürlichen Gewürze meist besser.

Für die Bauern, gegen die Bauern?

Ein Punkt, der für Bio-Fleisch spricht, sind die vielen Bio-Bauern, die im Rahmen ihrer Kreislaufwirtschaft in der Regel ohne Tiere (und deren Vermarktung) nicht auskommen. Oft müssen sie bei mangelnder Nachfrage unsererseits ihr Fleisch ohne Gewinn auf konventionellen Wegen vermarkten. Das ist schade und letztlich ist es auch traurig, dass die Tiere, wenn sie denn schon sterben müssen, auch noch auf dem völlig respektlosen Massenmarkt landen. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma ist wohl die allmähliche Umstellung der herkömmlichen Biolandwirtschaft in Richtung Permakultur. Es gibt ja schon wenige Biobauern, die ohne Tierhaltung auskommen.

Muss das sein?

Gegen Kunstfleisch spricht meines Erachtens der hohe Energieaufwand, um pflanzliches Material derart umzuwandeln. Warum nicht einfach Pflanzen essen, und wenn man zwischendurch unbedingt meint, Fleisch zu brauchen, dann könnte das ein Stück von einem Weiderind sein. Die Argumente mit Vitamin B12 (http://gesundheit.ecofairpr.de/vitamin-b12-ein-tierisches-vitamin/) und unserem Eiweißbedarf ziehen m. E. nicht. Vitamin B12 braucht man in minimalsten Dosen, die man auch anderswoher beziehen kann (http://gesundheit.ecofairpr.de/vegan-und-doch-vitamin-b12/), und um an genügend Eiweiß zu kommen (dessen Bedarf maßlos überschätzt wird, zumal unser Körper die meisten Proteine selbst herstellen kann), brauche ich nur regelmäßig Erbsen, Linsen, Bohnen oder Tofu zu essen.

Eines aber spricht natürlich TOTAL für Kunstfleisch: dass dafür keine Tiere sterben müssen. Das ist Grund genug, sich den Seitanburger heiß zu machen und die alte Boulette gedanklich in den Müll zu treten.

Guter Beitrag dazu: https://krautreporter.de/314–kraut-rube-dieses-huhn-ist-aus-gemuse