99 % Reichtum für 1 % der Weltbevölkerung

Schon 2016 werden 99 % des Weltvermögens nur 1 % der Weltbevölkerung gehören. Zu beneiden sind die Superreichen nicht, jedenfalls nicht bei einer genaueren Betrachtung.

Ich muss gestehen: Auch mir ist der Neidreflex nicht fremd. Einfach nix tun, mich zurücklehnen und nächsten Monat eine Mille mehr auf dem Konto haben – „des waar scho wos!“ [hdt. Das wäre schon etwas], wie der Bayer sagt. Aber dem folgt ein zweiter Reflex auf den Fersen: auf wessen Kosten?

Regen oder Traufe?

Denn Zins und Zinseszins entstehen ja nicht im luftleeren Wirtschaftsraum. Entweder müssen sie von jemandem erarbeitet werden (also Menschen wie uns, die Kredite aufnehmen zu Zinsen, an denen wenige andere verdienen, oder Lohnsklaven [sorry, aber das kann man nicht anders nennen], die anderswo Wertvolles für einen Hungerlohn erwirtschaften) – und das ist vielleicht noch die bessere Variante. Oder sie entstehen als Geldblase im Weltfinanzsystem. Daran verdienen dann nur noch Großinvestoren und Banken, bis die Blase mal wieder platzt und wir alle Milliarden blechen müssen, damit das ganze System nicht kollabiert.

50 % Zinsen oder 1,3 %?

Wie auch immer: Letztes Jahr besaß das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung nur 48 Prozent des weltweiten Gesamtvermögens, nächstes Jahr werden sich die 48 Prozent in 99 Prozent verwandelt haben. Das nennt man exponentielles Wachstum. Nur zum Vergleich: Unsereinem bieten die großzügigsten Geldinstitute zurzeit 1,3 % Zinsen an.

Aber zurück zu den 1 Prozent. Konkret heißt das zum Beispiel, dass momentan die 85 reichsten Menschen so viel besitzen wie 3,5 Milliarden ihrer Mitmenschen (= die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung) zusammen.

Die Welt: Objekt der großen Begierde

Was heißt das? In seinem Klassiker „Haben oder Sein“ schrieb Erich Fromm: „In der Existenzweise des Habens ist die Beziehung zur Welt die des Besitzergreifens und Besitzens, eine Beziehung, in der ich jedermann und alles, mich selbst eingeschlossen, zu meinem Besitz machen will.“ Das aber bedeutet: Alles wird zum benutzbaren Objekt. Würde und Wertschätzung von Mitmenschen, Mitkreatur und Mitwelt sind aus so einer Haltung heraus unmöglich, Respekt wird zu Gier. Und noch viel schlimmer: Auch der Respekt vor sich selbst speist sich nur aus dem Haben. Erst durch ein Mehr werde ich ein Wer.

Spätestens an diesem Punkt verliert sich der Leidreflex und mündet in Trauer. Aber auch in Zorn: So darf das nicht sein. Die Erde ist kein Objekt, sondern unser gemeinsamer Planet. Und der muss bewohnbar bleiben.

Wer den Oxfambericht zur Verteilung des Reichtums im Detail nachlesen will, findet ihn unter http://www.oxfam.de/publikationen/working-for-the-few

Foto: pixabay_Stevebidmead

Wie doof sind wir eigentlich?

Kapselkaffee ist extrem teuer und schadet unserer Mitwelt. Trotzdem (oder deshalb?) wird er immer beliebter.

Was lernen wir daraus, dass Kaffeekapseln einen unglaublichen Boom hinlegen? Ich kenne Menschen, die „im Prinzip“ die Umwelt schützen wollen, aber bei Kapselkaffee machen sie „mal“ ne Ausnahme. Da muss ich mich – und ich bin tendenziell ein sanfter Mensch – wirklich zusammenreißen, um nicht überzukochen. Sorry, wenn ich einer/m von Euch damit zu nahe trete.

Ich gehe aber mal ganz menschenfreundlich davon aus, dass Menschen, die sich so ne Maschine kaufen, einem Kaufimpuls folgen, der sich gut anfühlt. Und wenn sich was gut anfühlt, dann kaufen wir eben. Es ist ja so praktisch für Kaffeefans: Nicht mehr denken, nur noch einlegen, drücken, einschalten, genießen. Oder? Das ist es doch. Dass dieses Verhalten aber auch ziemlich crazy ist, spricht sich inzwischen herum.

Am 21.3.13 meldete die Welt: 2012 wurden 32.000 Tonnen Kaffee in Pads abgefüllt verkauft. Von Januar bis April 2013f kauften rund 500.000 Deutsche eine Kapsel-Maschine. Die werden nämlich relativ billig angeboten, das Hauptgeschäft sind die Kapseln. Kauft jemand besonders günstige Kapseln ein, zahlt er 20 Euro fürs Pfund Kaffee, meistens eher 30 Euro. Und das alles meistens in Aluminium, dessen umweltschädliche, energieaufwändige Produktion die Spatzen vom Dach pfeifen (Alternative: biologisch abbaubare Kapseln bei Rewe). Genaue Kosten hat der WDR kürzlich vorgerechnet: 1 Pfund konventioneller Kaffee: ca. 5 €, 1 Pfund Lidl-Kapselkaffee: 19,14 €, 1 Pfund Kaffee in Nespresso-Kapseln: 37,04 Euro.

Was lernen wir also daraus? Eines auf jeden Fall: Das wir überwiegend nicht vom Gehirn, sondern von der Werbung gesteuert werden. Den Deutschen ist nämlich ihre Mitwelt keineswegs scheißegal. Sie sehen da nur keinen Zusammenhang. Jedenfalls nicht, wenn’s um ihre eigene Bequemlichkeit geht.

Schon gewusst? Teepads, Cappuccinopads und Schokoladenpads sind im Kommen. Es ist zum Kopf-an-die-Wand-stoßen. Gummizelle erwünscht.

Foto: pixabay/jarmoluk

Lassen wir die Metzger sterben?

Für viele Menschen in meiner Umgebung ist es eine gute Nachricht (zugegeben, auch für mich selbst): Der Fleischkonsum sinkt bedrohlich; bedrohlich fürs Fleischerhandwerk, bedrohlich für die Schlachthöfe (was für ein Euphemismus!) und ihre Kopfschlächter, bedrohlich für die Bauern und industriellen Tierproduzenten; nachteilig für die kommunalen Einnahmen. Nicht bedrohlich, sondern vielmehr gut ist der Trend aus zweierlei Gründen:

  • Fleischarme Ernährung ist vermutlich für den Menschen gesund.
  • Fleischlose Ernährung ist mit Sicherheit für die Tiere gesund.

Was sind wir doch für eine seltsame Tierart! Zumindest den Vegetariern und Veganern liegt das Wohl der eigenen Art weniger am Herzen als das Wohl von Rindern, Schweinen, Schafen, Hühnern und Wachteln. Kein Schwein käme auf die Idee, über das Wohl der Ziegen nachzudenken. Wenn wir also böswillig an den Metzgereien vorüber- statt hineingehen, wenn wir schadenfroh durchs Schaufenster die leeren Plätze vor den vollen Wursttheken bewundern, dann sind uns das tägliche Überleben des Metzgers, seiner Familie und Belegschaft, seine Ratenzahlungen für seinen Mercedes, seinen neuen Lieferwagen und seine Villa auf Mallorca ganz einfach Wurst.

pigs (Foto Pixabay_skeeze)Sind wir dann eigentlich noch gute Menschen? Ein moralisches Dilem- ma. Zumindest an der goldigen Metzgersenke- lin sollten wir Anteil nehmen. Sie hat eben das Krabbeln gelernt, wird von der ange- grünten Metzgerstochter noch gestillt, kennt noch nicht den Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderwurst (http://www.stupidedia.org/stupi/Kinderwurst) und ist das reine Entzücken der alten Fleischerin.

Es könnte sich also durchaus die Frage stellen: Sollten wir nicht doch gelegentlich Fleisch oder Wurst kaufen, damit die Metzgerfamilien ein Auskommen haben? Darüber könnte man nachdenken, wenn ein Ruck durchs Land ginge und wir plötzlich alle keine Fleischprodukte mehr kauften. Aber so ist es ja nicht. Wir schleichen das Fleisch sozusagen aus. Es gibt also ein natürliches Fleischersterben, das ohnehin mehr durch einen lernunwilligen Nachwuchs (jede vierte Lehrstelle bleibt unbesetzt) als durch den kaufunwilligen Verbraucher vorangetrieben wird. In Würzburg gibt es nach wie vor unbegreifliche Warteschlangen vor dem Bratwurststand am unteren Markt. Außerdem: Was ist denn „Wurst kaufen den Metzgern zuliebe“ für ein Argument? Sollten wir nur deswegen Waffen kaufen, damit die Waffenfabrikanten überleben?

Anmerkung zum Schluss: Würden die Deutschen die Fleischer Fleischhauer nennen, so wie die Österreicher, würden wir vermutlich noch weniger Fleisch kaufen. Für mich jedenfalls vermitteln diese drei Begriffe eine sich steigernde Brutalität: Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

Fotos:
Fleischwolf: pixabay/PublicDomainPictures
Muttersau: Pixabay/skeeze

Gaia Media – gute Nachrichten für die Welt

Wer im Netz so wie ich zwangsläufig viel unterwegs ist, muss sich disziplinieren, weil er sonst zu gar nichts kommt. Trotzdem schau ich natürlich mal hier- und dorthin. Und an manchen Tagen, so wie heute, stoße ich auf kleine Juwelen für die Welt. Als eine solche erscheint mir GAIA MEDIA. Es ist kaum zu glauben: Die Stiftung wurde schon 1993 in Basel gegründet mit dem einzigen Zweck, „Informationen zu vermitteln, die zu einem ganzheitlichen Verständnis der Natur und des menschlichen Daseins beitragen“. Ja wunderbar.

Nur: Warum höre ich heute erstmals davon? Wie schade. Auch: Wie schade, dass die Öffentlichkeitsarbeit für so eine gute Sache so wenig funktioniert hat, dass ich trotz allen Umtuns davon noch nicht gehört habe. Natürlich würde ich mich freuen, von der Stiftung einen PR-Auftrag zu erhalten. Ich würde vermutlich jubeln. Aber auch ohne zu jubeln mache ich gerne auf deren wertvolle Arbeit aufmerksam. Nochmal ein Originalzitat: „Wir recherchieren gute Nachrichten, positive Entwicklungen und hilfreiche Erkenntnisse, sowohl aus deutsch- als auch aus englischsprachigen Quellen. Wir sind überzeugt, dass ein achtsames und respektvolles Handeln gemeinsam mit unseren Mitmenschen und in Einklang mit der Natur erstrebenswert ist und uns allen ein gerechtes, friedliches und erfülltes Leben ermöglicht.“ Das kann man doch nur unterstützen. Oder?

Gefährliche Kräutertees durch Pyrrolizidinalkaloide?

Auch beim Tee die Kirche im Dorf lassen

Als ich damit begann, meine eigenen Kräutertees herzustellen, gehörte Huflattich zu meinen ersten Bekannten. Denn das seltsame Anti-Husten-Kraut blüht im Frühjahr, bevor es Blätter treibt und ist deshalb mit keinem anderen zu verwechseln. In den letzten Jahren verunsichern aber immer wieder Hinweise auf die darin enthaltenen, giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA). Schon mal vorweg: Ich werden Hoflattichtee trotzdem trinken. Und dafür gibt es gute Gründe.

Huflattich (Wikipedia_Merops)Eine besondere Rolle in der PA-Verunsicherung spielte das für die Lebensmittelsicherheit zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung. Als es im März 2014 seine 30-seitige Bewertung von Kräutertees und Tees publizierte, warf es einen mächtigen Stein in den Teich der Kräuterteehersteller. Denn PA sind möglicherweise krebserregend, leber- und lungenschädlich, können Embyos schädigen und unsere Gene verändern. Die PA, von denen es über 500 verschiedene (und unterschiedlich gefährliche) Varianten in über 5.000 Pflanzenarten gibt, sind quasi allgegenwärtig: in Honig, in Salaten, in Gemüsen, in Tees, in Kräuterpräparaten, in Getreideerzeugnissen und in den Lebensmitteln, die von Pflanzenfressern gewonnen werden: Milchprodukten. Der Grund für die Allgegenwart der PA: Sie sind die Universalwaffe der Pflanzen, um sich gegen übermäßigem Schädlingsfraß zu wehren.

Mit anderen Worten: Menschen nehmen PA zu sich, seit sie sich von Pflanzen ernähren, also: schon immer. Das eigentlich Problem mit den Pflanzenabwehrmitteln sind nicht diese selbst, sondern unser Umgang mit Pflanzen; genauer gesagt: unser eventuell manischer Umgang mit Pflanzen. Wer nämlich meint, er müsse wochenlang nur noch Huflattichtee trinken, und zwar täglich etliche Tassen, der wird sich irgendwann möglicherweise vergiften. Trinkt er aber mal ein, zwei Wochen Huflattichtee gegen seinen Husten, sonst aber gar nicht; trinkt er ansonsten Mischkräutertees, Schwarztee, Grüntee, Kaffee, Getreidekaffee usw., dann sinkt das Risiko, den bösen PA zum Opfer zu fallen, gegen Null. Mit anderen Worten: Verhält sich der Teetrinker wie ein ganz normaler Mensch, passiert ihm nix. Und noch weniger als nix, wenn er gelegentlich seine Teemarke wechselt.

Es gibt also zu PA eigentlich nichts Besonderes zu vermelden, außer dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wenn uns mal wieder erzählt wird, wie gefährlich sie seien. Rein theoretisch sind sie‘s ja. Das muss man gar nicht abstreiten. Rein praktisch aber eben nicht. Und einen gesetzlich Grenzwert, wie viel PA in 100 Gramm Tee enthalten sein dürfen, gibt es übrigens auch nicht.

Hier findest Du ausführliche Angaben des Bundesinstitut für Risikobewertung zum  Thema Pyrrolizidinalkaloide.

Foto: pixabay/Lebensmittelfotos